Wasserzeichen–Informationssystem Deutschland (WZIS)
Aufbau eines Informationssystems für Wasserzeichen in den DFG-Handschriftenzentren
Laufzeit: 1.2.2010 - 31.1.2014
Stand: Oktober 2020
Das DFG-Projekt hatte den Aufbau eines gemeinsamen Informationssystems für Wasserzeichen und deren Beschreibungen für die DFG-Handschriftenzentren zum Ziel. Die Bestimmung von Wasserzeichen in Papierhandschriften bildet eine wichtige Grundlage in der Handschriftenkunde, Wasserzeichen können Hinweise zu Datierung und Aufbau einer Handschrift liefern. Eine Wasserzeichenexpertise hat aber in weiteren geisteswissenschaftlichen Disziplinen ihren festen Bestandteil, etwa in der Philologie, der Geschichtswissenschaft, der Kunstwissenschaft, der Musikwissenschaft oder der Buchwissenschaft. Auch für Restaurierungsanliegen und den Antiquariatshandel liefert die Untersuchung und Interpretation von Wasserzeichen wichtige Erkenntnisfortschritte. Das System standardisiert den Aufbau und die Verwaltung einer digitalen Wasserzeichensammlung und macht diese über einen zentralen Zugang im Internet für die Wissenschaft nutzbar.
Im Rahmen des Projekts wurde zunächst ein Pflegemodul für die dezentrale Dateneingabe geschaffen, wofür eine bereits bestehende Software der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, das "Wasserzeichen Studio", an die Bedürfnisse der deutschen Handschriftenzentren angepasst wurde. Für die Darstellung der Inhalte im Internet wurde ein Online-Präsentationssystem entwickelt. Dabei konnte auf dem bereits bestehenden Frontend von "Piccard–Online" aufgebaut werden, das mit zusätzlichen Funktionalitäten wie einer Online-Kartographie versehen wurde.
In das Informationssystem wurden bisher über 40.000 neue Wasserzeichen von den Kooperationspartnern (s.u.) eingegeben. Diese werden im Erfassungsmodul erschlossen und mit digitalisierten Bilddaten verknüpft. Um eine homogene Eingabe in das Erfassungsmodul und einheitliche Präsentation im Internet zu erreichen, wurden Richtlinien für die Beschreibung von Wasserzeichen festgelegt, z.B. durch die Definition von Pflichtfeldern in der Erfassungsmaske und die Verwendung einer gemeinsamen hierarchischen Klassifikation.
Neben der Erschließung neuer Wasserzeichen wurden die über 90.000 Datensätze der "Piccard–Online&ndashAnwendung " integriert. Die Einbindung der bislang noch nicht digitalisierten Wasserzeichen der gedruckten Piccard-Bände 3– 17 ist ebenfalls vorgesehen. Beide basieren auf der Wasserzeichensammlung Piccard, die weltweit die größte ihrer Art ist.
Zusätzlich zur Präsentation der Daten im Frontend des Informationssystems ist eine Verlinkung auf externe Datenbanken, wie z.B. die Wasserzeichen des Mittelalters oder die Manuscripta Mediaevalia möglich, für welche das Informationssystem als Aggregator fungiert. Das Wasserzeichen-Informationssystem steht den DFG-Handschriftenzentren seit Mitte 2010 zur Verfügung, um selbständig neue digitale Wasserzeichensammlungen anlegen und einpflegen zu können. Die Homepage des Projektes ist www.wasserzeichen–online.de.
Der im April 2012 von der DFG bewilligte Fortsetzungsantrag beinhaltete die Erweiterung um neue Kooperationspartner und Wasserzeichen, sowie technische Neuerungen. Als neue Kooperationspartner kamen die Staatsbibliothek zu Berlin sowie die Deutsche Nationalbibliothek hinzu. Über 28.000 neue Wasserzeichen wurden aufgenommen, wobei durch eine verstärkte Fokussierung auf datierte und lokalisierte Papiere ein erheblicher Qualitätsgewinn erreicht und durch die Erfassung von zeitlich bis weit in die Neuzeit hineinreichenden Papieren neue Akzente gesetzt werden.
Die technische Überarbeitung ermöglicht es, zu einem Wasserzeichen mehrere Digitalisate, z.B. Wasserzeichen und Gegenmarke, Fragmente und die Ergebnisse verschiedener Aufnahmeformate, zu hinterlegen. Lagenschemata geben dem Nutzer einen besseren Überblick über die Handschriften. Die geographischen Angaben werden durch die Referenzierung der Papiermühlen vervollständigt. Ein Thesaurus ermöglicht es, bei komplexen Motiven die Wasserzeichen unabhängig von der Klassifikation besser recherchierbar zu machen. Im Bereich der Klassifikation und des Thesaurus sowie des Webfrontends wurde die Mehrsprachigkeit des Projektes erheblich erweitert.
Stand Oktober 2020 befindet sich das Wasserzeichen–Informationssystem im Produktivbetrieb. Für die nächsten Jahre wird eine grundsätzliche Überarbeitung mit Relaunch angestrebt, um das System an die aktuellen Standards bezüglich Funktionalität, Interkonnektivität, Usability und Datenstruktur anzupassen.
Außer dem Landesarchiv Baden-Württemberg sind folgende Institutionen am Projekt beteiligt
- Württembergische Landesbibliothek Stuttgart (WLB)
- Bayerische Staatsbibliothek München (BSB)
- Universitätsbibliothek Leipzig (UBL)
- Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
- Staatsbibliothek zu Berlin (SBB)
- Deutsche Nationalbibliothek (DNB)
- Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)
- Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB)
- Goethe-Universität Frankfurt (UBF)