24.06.2014
Das Landesarchiv Baden-Württemberg und die Archives Départementales du Haut-Rhin präsentieren die erste deutsch-französische Gemeinschaftsausstellung zum Ersten Weltkrieg am Oberrhein
Vor 100 Jahren gingen "in ganz Europa die Lichter aus". Am Oberrhein, der in einer einzigartigen Konstellation in den Jahren 1914 bis 1918 Kampfgebiet, Etappe und Heimatfront zugleich war, sollte man die Lichter lange Zeit nicht mehr leuchten sehen.
Zum Gedenken an die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" präsentieren das Landesarchiv Baden-Württemberg und die Archives Départementales du Haut-Rhin die erste grenzüberschreitende und zweisprachige Gemeinschaftsausstellung über den Ersten Weltkrieg am Oberrhein. Die vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und dem Botschafter der Französischen Republik, S.E. Maurice Gourdault-Montagne, eröffnete Präsentation hat für ihr themen- und methodeninnovatives Konzept bereits zwei französische Auszeichnungen sowie den Europäischen Kultur-Projekt-Preis erhalten. Sie stellt der Öffentlichkeit in beiden Ländern bisher größtenteils unbekannte Bild- und Textquellen, darunter etwa 200 Fotos, vor.
Im Mittelpunkt der von französischen und deutschen Archivaren zusammen erarbeiteten Ausstellung steht nicht eine traditionelle Militärgeschichte aus nationaler Binnenperspektive, wie sie lange Zeit die Erforschung des Ersten Weltkriegs geprägt hat. Vielmehr greift die grenzübergreifende Gemeinschaftsausstellung aktuelle kulturgeschichtlich-biografische und anthropologische Forschungsansätze auf und rückt die Kriegserfahrungen sowie das Leiden der gesamten Bevölkerung links und rechts des Rheins in den Mittelpunkt. Soldaten und Zivilisten, Gefangene, Verletzte und Sterbende, Frauen und Kinder – sie alle waren dem Krieg als Täter und/oder Opfer ausgeliefert. 32 Biographien machen exemplarisch deutlich, wie der Waffengang alle Lebensbereiche in Baden und im Elsass erfasste und lange Zeit vergiftete. Hinter der Maske des Krieges treten die Gesichter und Schicksale der Menschen hervor, die zum Frieden mahnen.
Die Ausstellung wird vom 29. März bis zum 10. August im Generallandesarchiv Karlsruhe und vom 24. Juni bis 30. September in Freiburg gezeigt. Sie ist vom 24. März bis 6. Mai in Colmar zu sehen. Die als Wanderausstellung konzipierte Schau wird in den kommenden vier Jahren in zahlreichen Orten in Baden und im Elsass präsentiert. Darüber hinaus wird sie auch in Paris, Brüssel und Berlin zu sehen sein.
Ein reich bebilderter Katalog (deutsch: Menschen im Krieg 1914-1918 am Oberrhein, Kohlhammer Stuttgart 2014, 316 S., 26 €, ISBN 978-3-17-025873-0; französisch: Vivre en temps de guerre des deux côtés du Rhin 1914-1918, ISBN 2-086068-065-9) ist erhältlich.
Spezielle archivpädagogische Materialien ermöglichen Schülerinnen und Schülern der Mittel- sowie der Oberstufe in paradigmatischer Form ein altersspezifisches Gespräch über Krieg und Frieden, über individuelle Schicksale und nationale Ansprüche sowie über Kriegserfahrungen in der eigenen regionalen Lebenswelt.
Informationen und Anmeldung:
29.3.-10.08.2014
Generallandesarchiv Karlsruhe
Nördliche Hildapromenade 3
76133 Karlsruhe
Tel.: (0721) 926-2206
E-Mail: glakarlsruhe@la-bw.de
www.landesarchiv-bw.de/glak/
Öffnungszeiten:
Mo-Do 8.30-17.30 Uhr
Fr 8.30-19.00 Uhr
Sa+So+Feiertag 11.00-17.30 Uhr
Ostern geschlossen vom 18.4.-21.4.2014
Der Eintritt ist kostenlos.
Führungen nach Vereinbarung.
Zur Ausstellung bietet das Generallandesarchiv ein ansprechendes Rahmenprogramm an:
Di 8.4.2014 Prof. Dr. Jörn Leonhard (Universität Freiburg): "Der Erste Weltkrieg: Europäische Krise und globaler Konflikt"
Di 29.4.2014 Laëtitia Brasseur-Wild (Archives Départementales du Haut-Rhin, Colmar), Dr. Rainer Brüning (Generallandesarchiv Karlsruhe), Dr. Klaus Gaßner (Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe): Ausstellungsgespräch mit Kuratorenführung
Do 5.6.2014 Dr. Christof Strauß (Staatsarchiv Freiburg): "Der Erste Weltkrieg am Oberrhein: zum Stand der deutschsprachigen Forschung"
Di 8.7.2014 Prof. Dr. Gerd Krumeich (Universität Düsseldorf): "Juli 1914. Eine Bilanz"
Di 22.7.2014 Prof. Dr. Etienne François (Freie Universität Berlin): "Für eine europäische Erinnerungskultur zum Ersten Weltkrieg"
Alle Begleitveranstaltungen in Karlsruhe finden jeweils um 18 Uhr im Generallandesarchiv statt. Vor allen Vorträgen findet jeweils um 17 Uhr eine Führung durch die Ausstellung statt; nur beim Ausstellungsgespräch am 29. April bieten die Kuratoren eine Führung im Anschluss an die Veranstaltung an.
Informationen und Anmeldung:
24.6.-30.9.2014
Centre Culturel Français Freiburg
Münsterstraße 11
79098 Freiburg
Tel.: (0761) 207390
E-Mail: info@ccf-fr.de
www.ccf-fr.de