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3/B. Gründerfamilie
Als Stifter des Klosters Gottesaue nennt die Urkunde Graf Berthold, dessen
Ehefrau Liutgard und dessen Kinder Berthold, Luitgard und Mathild. Graf
Berthold gilt als personengleich mit dem gleichnamigen Grafen von Hohenberg
- heute Turmberg -, Inhaber der Grafschaft des Pfinzgaus. Nach der nur
abschriftlich überlieferten Notiz des 17. Jahrhunderts aus den verlorenen
Gottesauer Annalen verstarb er am 3. März 1110, nachdem er zuvor selbst
als Mönch in das Kloster eingetreten war.
Familiengeschichtliches
Auswahl - Familiengeschichtliches:
Identität der Stifterfamilie
Auf Grund der Namengleichheit des Stifters von Gottesaue
mit Vogt Berthold dem Älteren von Lorsch sowie seiner Gattin Liutgart
und seinem Sohn Berthold hat die Forschung darüberhinaus eine Personenidentität
mit den Vögten der Reichsabtei Lorsch angenommen.
Wenngleich im Mittelalter als der Zeit der Einnamigkeit
Namengleichheit nicht als Personengleichheit mißverstanden werden
darf, so liegt in diesem Fall vor allem angesichts der Beobachtung, daß
der Nekrolog der Reichsabtei Lorsch zum 3. März den Tod des Vogtes
Berthold des Älteren verzeichnet - das gleiche Datum, das der Nekrolog
des Klosters Gottesaue für den Tod seines Stifters angibt -, eine
Identität nahe.
Von dem Lorscher Vogt und Grafen von Lindenfels/Odenwald
namens Berthold wiederum ist überliefert, daß er zwischen 1088
und 1101 mit dem Kloster Lorsch in einen Vogteistreit verwickelt war und
den damaligen Abt Anselm absetzen und in der Burg seines Verwandten, des
Grafen Egino von Urach, in Vaihingen gefangensetzen ließ, wofür
er vom König bestraft wurde. Da trotz des Vogteistreits seiner Person
im Lorscher Nekrolog gedacht wird und er auch sonst dem Kloster wohlwollend
gegenüberstand, wie eine zusammen mit seiner Frau Liutgard getätigte
Schenkung an die Lorscher Propstei Michelstadt zeigt, dürfte die Darstellung
des Streits ihm Unrecht tun. Außerdem war er 1094 - im selben Jahr
also, in dem auch Gottesaue gegründet wurde - beteiligt an der Gründung
der Lorscher Zelle Sankt Stephan auf dem Heiligenberg bei Heidelberg.
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Stellungnahme der Hohenberger im Investiturstreit
Über die Stellungnahme der Hohenberger Grafen im
Investiturstreit lassen sich keine sicheren Rückschlüsse ziehen.
Die enge Anlehnung an das Kloster Hirsau, wie sie
in der Übernahme des Hirsauer Formulars für Gottesaue zum Ausdruck
kommt, sowie die Verbindungen nach Lorsch können nicht als Anzeichen
für eine Zugehörigkeit zur päpstlichen Partei gewertet werden.
Eher verweist die Annahme, daß die Hohenberger ihr Grafenamt der
Gunst des Kaisers verdanken, darauf, daß Berthold von Hohenberg und
seine Familie Parteigänger des Kaisers waren.
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Die Kinder des Grafen - Berthold, Liutgard und Mathild
Der Sohn des Grafen, Berthold der Jüngere, erscheint erstmals
1123 als Graf von Lindenfels und tritt in verschiedenen Urkunden des Erzbischofs
Adalbert von Mainz als Zeuge auf; sein Todestag ist in dem Lorscher Nekrolog
am 17. April vermerkt. Dem Lorscher Kodex zufolge wurde er nach heftigen
Kämpfen mit dem Bischof Siegfried von Speyer aus seinen Besitzungen
vertrieben und soll im Elend verstorben sein. Diese Nachricht paßt
wiederum mit der Tatsache zusammen, daß die Grafen von Hohenberg
so spurlos aus der Geschichte verschwinden.
Die eine Tochter Bertholds des Älteren, Liutgard,
war mit dem Würzburger Hochstiftsvogt Godebold von Henneberg verheiratet,
dessen Geschlecht auch das Erbe das um 1136 kinderlos im Mannesstamm ausgestorbene
Geschlecht Hohenberg-Lindenfels angetreten haben dürfte.
Für Mathild, die andere Tochter, werden
Heiratsverbindungen mit den Grafen von Lauffen angenommen. Nach dem Tod
Bertholds des Jüngeren gingen die Grafschaft des Pfinzgau und die
Burg Hohenberg auf die Familie der Grafen von Grötzingen über,
deren Erbe wiederum zunächst die Staufer und ab 1220/30 die Markgrafen
von Baden antraten.
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Zähringernamen
Auffällig bleibt, daß der für Vater und Sohn tradierte
Hohenberger Leitname Berthold zugleich auch derjenige der Zähringer
ist. Und auch der für Mutter und Tochter überlieferte Name Liutgart
ist ein Zähringername. Trotz dieser unverkennbaren Identität
des Namensgutes der Gottesauer Gründerfamilie mit demjenigen der Zähringer
reichen diese Beobachtungen jedoch nicht zu Hypothesen für ein Verwandtschaftgefüge
aus.
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