"Mein Urgroßvater war Kammacher
in seiner Geburtsstadt Mannheim. Er besaß ein kleines Haus in C2
in der Oberstadt, in den hinteren Räumen war die Werkstatt. Seine
Frau, die Urgroßmutter, war aus Frankfurt. Aber seine Eltern, Vater wie Mutter, waren geborene Mannheimer.
Zu diesen Urgroßeltern
kam meine Großmutter Waldeck mit ihrem einzigen Kinde, meinem Vater,
zurück, als sie nach kaum zweijähriger Ehe ihren Mann verloren
hatte. Hundert Schritte von dem Hause lag das Hof- und Nationaltheater.
Dem Hause gegenüber war das 1790 gegründete Bankhaus H. L. Hohenemser
& Söhne.
Die Großmutter
ist mindestens der bewußte Ausgang meines Mannheimertums. Die alte
Nachbarschaft ist der Grund, warum mein Vater nach dem sogenannten "Einjährigen"
in das alte, stolze Privatbankhaus kam, in dem er über 50 Jahre tätig
war und leitend tätig blieb, bis er nach dem ersten Weltkrieg verschwand.
Mein Vater war ein
Theaterenthusiast, er schriftstellerte, dichtete und war ein großer
Sammler. Er hat auf der Höhe des Lebens alle Angebote, in die Direktion
einer Aktienbank einzutreten, abgelehnt. Er war mit allem, was Mannheim
anging, vertraut und kannte sozusagen jeden. Mit seinem kleinen Fox, der
ihn begleitete, gehörte er fast zum Mannheimer Stadtbild. Als er 1922
starb, hat ihm Professor Walter für den Vorstand des Altertumsvereins
das Fontane Wort nachgerufen: "Der ist in tiefster Seele treu, der die
Heimat liebt wie du".
Meine Mutter war
eine zarte, empfindsame Frau, deren feine Züge sich unter dem weißen
Haar im Alter noch veredelten. Sie hatte die schönste Frauenhand,
die ich gesehen habe." |