Badische vorläufige Volksregierung im November 1918
Privat

Badische vorläufige Volksregierung im November 1918
Privat

"Ich meine, es ist nicht Pflicht des Abgeordneten, in seinen Entschließungen sich lediglich treiben zu lassen von der unbeständigen Auffassung weiter Kreise, sondern Pflicht des Abgeordneten ist es gerade, Führer zu sein und diese Kreise zu beeinflussen und, wenn er einen Gedanken als richtig erkannt hat, dann auch für die Durchführung des Gedanken als richtig einzutreten."

Als Ludwig Marum im Jahre 1922 diese Sätze vor dem Badischen Landtag sprach, hatte er bereits große Bedeutung für die lokale Politik gewonnen. Von 1919 bis er 1928 in den Reichstag gewählt wurde war Marum parteiintern als Vorsitzender der SPD-Fraktion zum wichtigsten Mann geworden. Außerdem führte Marum den Vorsitz im Haushaltsausschuss, so dass er die entscheidenden Finanzfragen des badischen Staates mitzuverantworten hatte.

Ausweis des Arbeiter- und Soldatenrates für Ludwig Marum, 
November 1918; Privat

Ausweis des Arbeiter- und Soldatenrates für Ludwig Marum,
November 1918; Privat

Ludwig Marum engagierte sich während seiner Zeit im Badischen Landtag insbesondere im Bereich der Rechtspolitik. Bei alltäglichen Themen wird in Äußerungen Marums deutlich, dass er sich für gerechte und soziale Verhältnisse einsetzte. Zur Versorgung ehemalige Arbeiter Staatseisenbahn äußerte er: "Ich hoffe, dass es gelingt, in Verhandlungen mit dem Reichsverkehrsministerium durch zu setzten, dass diese armen Leute endlich einmal ihr Recht bekommen. Es ist eigentlich ein Skandal - anders kann man nicht sagen - wie diese Rentner behandelt werden."

Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg für Ludwig Marum wegen "gerechter Abwägung des Nötigen und Möglichen" beim Klinikneubau
Universitätsarchiv Freiburg, D 29/34/422

Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg für Ludwig Marum wegen "gerechter Abwägung des Nötigen und Möglichen" beim Klinikneubau
Universitätsarchiv Freiburg, D 29/34/422

Am eindrucksvollsten kämpfte er für die Würde des Menschen und dessen Rechte bei den Verhandlungen über die Gleichstellung von Mann und Frau sowie denen über die Abschaffung der Todesstrafe: "Glauben Sie nur daran nicht, dass durch die Drohung mit der Todesstrafe irgend ein Verbrecher oder Mörder sich abhalten lässt, einen Mord zu begehen! Es glaubt nämlich jeder, er gerade werde nicht erwischt und keiner lässt sich dadurch abhalten." Einem Abgeordneten, der "Abschrecken!" in den Saal ruft, entgegnet Marum: "Abschrecken? Nein! [...] Strafen müssen selbstverständlich sein, aber der Zweck der Strafe ist nicht blutige Vergeltung, sondern ist Schutz der Gesellschaft." Mit Marums Einzug in den Reichstag im Jahre 1928 verlor der Badische Landtag einen Abgeordneten, "der nicht etwa bloß Paragraphen im Hirn hat, sondern dem Blut in den Adern fließt."

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