Entzug der Ehrendoktorwürde, Universität Freiburg
Universitätsarchiv Freiburg, B 53/128 |
Der Einsatz für Demokratie, Humanität, Gleichberechtigung und ein unerschütterlicher Glaube an den Rechtsstaat kennzeichnen das Leben Ludwig Marums. Schicksalhaft ist, dass ausgerechnet dieser Einsatz für Schwächere und Benachteiligte und sein Festhalten an Recht und Gesetz sowie die Zugehörigkeit zum Judentum ihn früh das Leben kosten sollten. Wenn sein Name heute für Zivilcourage, Mut und Verantwortung steht und Preise unter seinem Namen verliehen werden, so sollen damit auch Marums unerschütterliche Ideale und Überzeugungen neue Aufmerksamkeit und vor allem eine neue Wertschätzung erfahren.
Seine Kindheit ist auch aufgrund des frühen Todes seines Vaters gekennzeichnet von Armut und Mangel. Sie war geprägt von orthodoxen Riten seiner jüdischen Herkunft, auch wenn seine Familie ihre religiöse Zugehörigkeit nur noch an hohen Feiertagen pflegte. Trotzdem fühlt sich der junge Marum der jüdischen Minderheit, die sich in immer stärkerem Assimilationsbestrebungen an die christlich-deutsche Mehrheitsgesellschaft befand, stets verbunden. Sein Gerechtigkeitssinn, auch aus dieser früh erfahrenen Außenseiterposition heraus, veranlasste den ehrgeizigen Schüler, Jura zu studieren. Geprägt von sozial engagierten Hochschullehrern nahm er bereits früh den wilhelminischen Obrigkeitsstaat kritisch unter die Lupe. Auch sein starker Wille, dem Antisemitismus entgegen zu treten, ließ ihn, den Akademiker jüdischer Herkunft, in die SPD eintreten. Die Anliegen der Arbeiterschaft machte er sich zueigen, trat vehement für eine Demokratisierung, für das allgemeine Wahlrecht und das Frauenwahlrecht ein. Schnell galt der Jurist in seiner Partei als ausgezeichneter Verfassungskenner - sie zu reformieren, war für den späteren Politiker Marum eine Lebensaufgabe.
Dass Marum seinen Grundsätzen treu blieb, ein Verfechter der sozialen Gerechtigkeit nicht nur in Worten sondern auch in der Tat war, konnte er in seinem Beruf als Rechtsanwalt unter Beweis stellen. Mandanten aus der Arbeiterschaft vertrat er hin und wieder kostenlos. Er stand für eine liberales Strafrecht und auch sein Umgang mit Angestellten war - so ist überliefert - von humanem, freundlichem und großzügigem Geiste. Dies spiegelte sich auch in der Erziehung seiner drei Kinder wieder: Marum galt als warmherziger, großzügiger und liberaler Vater und liebte zugleich einen gelassenen, gemütlichen und großbürgerlichen Lebensstil. |