Badischer Landtag, Karlsruhe Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 1250 |
Dass er mit gerade 31 Jahren bereits als einer der jüngsten Abgeordneten in den badischen Landtag einzog, bildete einen persönlichen Höhepunkt und zugleich Triumph für den steten Reformisten Marum. Es zeigt zugleich, dass Marum sich durch Fleiß, Fachwissen, rhetorische Fähigkeiten, aber auch ein gewisses Maß an Durchsetzungsvermögen früh in der Partei als Macher profilieren konnte. Landtagsprotokolle geben Zeugnis darüber, dass Marum es durchaus verstand, einerseits mit starkem Willen, andererseits immer auch kompromissbereit und mit gemäßigtem Ton, Einfluss auf die eigene Partei und den Landtag zu nehmen. Um so mehr als nach dem Ersten Weltkrieg die SPD in der Regierung Badens vertreten war und Marum das Amt des Justizministers übernahm. Er machte auch als Minister niemals einen Hehl aus seiner religiösen Zugehörigkeit, wenn er sich auch einer freireligiösen Gruppierung angeschlossen hatte.
Seine Kompromissbereitschaft und die Fähigkeiten zwischen zwei gegensätzlichen Interessensgruppen zu vermitteln machten ihn auch zum geschätzten Unterhändler zwischen der revolutionären Rätebewegung und bürgerlichen Kräften in Zeiten des Umbruchs nach dem Ersten Weltkrieg.
Politisch stand Marum für ein modernes, liberales und vor allem demokratisches Staatssystem ein: allgemeines Wahlrecht, auch für Frauen, Freiheitsrechte wie Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, aber auch Erwerbslosenfürsorge oder der Acht-Stunden-Tag - das waren die Ziele der SPD und es waren die Ziele Ludwig Marums, als Staatsrat und Fraktionsvorsitzender sowie als Reichstagsabgeordneter ab 1928. Republikfeinde von links und von rechts galt es fortan für den überzeugten Demokraten und Befürworter der Republik auf schärfste zu bekämpfen. Während er gesellschaftlich etabliert, sich in gastfreundlichem Hause mit Künstlern und Politikern umgab, widmete er politisch seine ganze Kraft der Festigung der Republik. Insbesondere der Kampf gegen den immer stärker werdenden Einfluss der Nationalsozialisten, und ein stetes Eintreten für einen unangefochtenen Rechtsstaat und für arbeiterfreundliche Gesetzesreformen waren die Hauptaufgaben Marums als rechtspolitischer Sprecher seiner Partei im Reichstag. Seine couragierte Wahlkampfrede kurz vor 5. März 1933 zeigt einerseits seinen Mut, den neuen Machthabern entschlossen entgegenzutreten, anderseits aber auch, dass der Optimist und Intellektuelle Marum den nationalsozialistischen Antisemitismus sowie die Durchschlagskraft von Hitlers Bewegung bis zu seinem Tod unterschätzte. |