Cholera - "Die Seuche der Armen"
Die Definition von Cholera Die Cholera (Cholera = griechisch: Gallenbrechdurchfall) ist eine schwere, bakterielle Infektionskrankheit mit Erbrechen, heftigen Durchfällen und raschem Kräfteverfall, die durch den Erreger "Vibrio cholerae", heutzutage jedoch vor allem durch "Vibrio El - Tor" verursacht wird. Die Übertragung der Infektionskrankheit Eine Cholera - Infektion wird in der Regel durch Trinkwasser verursacht, welches mit Choleraerregern verunreinigt ist. In seltenen Fällen werden die Erreger auch über kontaminierte Meeresfrüchte, Fische oder andere verunreinigten Lebensmittel aufgenommen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist zwar möglich, jedoch äußerst selten. In den Industrieländern ist meist eine ausreichende hygienische Versorgung der Bevölkerung gewährleistet, sodass Cholerafälle selten sind. In den Entwicklungsländern gelangt der Choleraerreger jedoch auf Grund der mangelnden Hygiene leicht ins Trinkwasser und ist daher eine weit verbreitete und gefährliche Krankheit. Meistens sind unterernährte und bereits erkrankte Menschen betroffen. Das Risiko für Touristen, in einem Choleragebiet zu erkranken ist relativ gering: Von 500.000 Reisenden erkrankt einer. Der Erreger Die Erreger der Cholera sind Stäbchenbaktrien aus der Familie der Vibrionaceae, die auf der Unterseite kleine "Füßchen" zur Fortbewegung (Geißeln) besitzen. Diese Vibrionen werden auf Grund ihrer Antigen - Eigenschaften in zwei verschiedne Typen unterteilt: In Vibrio cholerae und Vibrio El Tor, der heutzutage die meisten Cholerafälle auslöst. Die Erreger sind gramnegative, sehr bewegliche, kommaförmige, aerob wachsende Vibrionen. Die Bakterien gelangen in den Dünndarm des Menschen, vermehren sich dort und bilden das so genannte Choleratoxin (Choleragift). Nicht die Vibrionen selbst, sondern das von ihnen produzierte Gift löst die Durchfälle aus, indem es die Dünndarmzellen zur übermäßigen Abgabe von Wasser und Salzen fördert. Die Erreger werden mit dem Stuhl ausgeschieden und können so ins Trinkwasser gelangen. Die Bakterien sind im Gangesdelta (Indien) heimisch und in tropischen Gebieten - das heißt in Mittel - und Südamerika, Asien (vor allem Indien und Bangladesch) und Afrika - weit verbreitet. Der Krankheitsverlauf Nicht jeder, der mit Cholera - Bakterien in Kontakt kommt, erkrankt auch daran. Viele infizierte Personen haben keine Beschwerden, scheiden den Erreger aber mit dem Stuhl aus, wodurch es bei schlechten sanitären Bedingungen zu einer raschen Verbreitung der Krankheit kommen kann. Normalerweise (d.h. bei nur 15 Prozent der Menschen, die den Erreger in sich tragen) kommt es zu einem milden Krankheitsverlauf und kann von anderen Durchfallerkrankungen nur durch einen direkten Nachweis der Bakterien sicher unterschieden werden. In diesen Fällen klingt die Erkrankung nach überstandenem Brechdurchfall nach 2-3 Tagen ab, ohne allerdings eine bleibende Immunität zu hinterlassen. Einer von 20 Infizierten erkrankt jedoch schwer: Die Krankheit setzt nach einer Inkubationszeit von 1 - 4 Tagen plötzlich mit Erbrechen und heftigen, reiswasserähnlichen Durchfällen ein. Die Erkrankten verspüren weder Bauchschmerzen noch Brechdurchfälle. Bald werden die Anzeichen des massiven Flüssigkeitsverlustes (bis zu 25 Liter pro Tag) deutlich: Trockene Schleimhäute Die Behandlung Die Behandlung der Cholera besteht in möglichst rascher, reichlicher Flüssigkeitszufuhr, am wirksamsten in Form von intravenöser Infusionen steriler Salzlösungen. Zur Verringerung der Erregerausscheidung kann zusätzlich mit einem Antibiotikum behandelt werden. Unbehandelt sterben etwa 60 Prozent in Folge des ersten Choleraanfalls - mit Behandlung liegt die Sterblichkeit dagegen unter einem Prozent. Zur Vorbeugung der Cholera werden Impfungen mit abgetöteten Erregern durchgeführt (aktive Immunisierung), die in choleragefährdeten Gebieten halbjährlich wiederholt werden. Die Geschichte der Cholera Die Cholera ist seit dem sechsten Jahrhundert vor Christus bekannt und ist in Indien (v. a. im Gangesdelta) beheimatet. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Cholera infolge der Entwicklung und Beschleunigung des Verkehrs weltweit ausgebreitet. Seuchenhistorisch lassen sich sieben Pandemien unterscheiden:
1831/32 erreichte die Cholera im Zuge der zweiten Pandemie zum ersten Mal Deutschland. Der letzte größere Choleraausbruch in Deutschland war 1892 in Hamburg, bei dem etwa 8000 Menschen innerhalb von einundeinhalb Monaten starben. Die Krankheit kann epidemisch auftreten und ist in Deutschland meldepflichtig. Pacini, Snow und Koch Im Jahr 1854 wurde der Erreger von Pacini als "gekrümmtes, kommaförmiges und hochbewegliches Bakterium" beschrieben. Mit der Erforschung der Cholera begann der Londoner Anästheist John Snow, der erkannte, dass sich der Choleraerreger im Darmtrakt der befallenen Personen ansiedelt und mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Er nahm auch bereits eine Übertragung durch Trinkwasser an. Beim Auftreten der Krankheit in Ägypten 1883 bemühten sich eine französische und eine deutsche Expedition um die Aufklärung der Krankheitsentstehung. Robert Koch, der Leiter der deutschen Expedition, isolierte den Erreger aus dem Darm verstorbener Patienten und züchtete ihn in Reinkultur. Zurück |