Der Wiener Kongress war eine Konferenz zur Wiederherstellung des europäischen Staatensystems nach der Niederlage des napoleonischen Frankreichs, an der sich alle politischen Mächte Europas, mit Ausnahme der Türkei, beteiligten.
Rund 200 Staaten, Herrschaften, Städte und Körperschaften waren vertreten. Als Ganzes ist der am 1. November 1814 formell eröffnete Wiener Kongress jedoch nie zusammengetreten.
Maßgebend war das Komitee der vier - später fünf - Großmächte:
- Russland (Zar Alexander I. und Nesselrode)
- Großbritannien (Viscount Castlereagh; später Wellington)
- Österreich (Metternich)
- Preußen (Fürst von Hardenberg und W. von Humboldt)
- später: Frankreich (Talleyrand)
Österreich, Preußen und Russland schlossen sich zur so genannten Heiligen Allianz zusammen.
Neben dem Ziel, die Verhältnisse im Nachkriegseuropa zu ordnen, hatte der Kongress die Aufgabe, eine deutsche Verfassung auszuarbeiten, die das deutsche Komitee mit Österreich, Preußen, Hannover, Bayern und Württemberg übernahm.
Die wichtigsten Ergebnisse des Kongresses
- Die Zahl der Einzelstaaten in Deutschland wurde erheblich verkleinert, ein Prozess, der bereits unter Napoleon I. mit der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 eingeleitet wurde.
- Der lockere Deutsche Bund souveräner Staaten unter der Führung Österreichs entstand.
- Preußen verzichtete auf Polen, bekam jedoch Posen und Thorn zurück. Von Sachsen wurde ihm fast die Hälfte zugesprochen, dazu kam die Rheinprovinz, Westfalen und Schwedisch-Pommern.
- Frankreich gab seine 1795 - 1810 annektierten Gebiete zurück, bleibt aber Großmacht in den Grenzen von 1792.
- Österreich erhielt viele verschiedene Gebiete (Tirol mit Vorarlberg, die Illyr. Provinzen (Triest, Istrien, Dalmatien usw.), Salzburg...) zurück, wuchs so als Vielvölkerstaat aus Deutschland heraus und dominierte in Italien sowie auf dem westlichen Balkan.
- Das Vereinigte Königreich der Niederlanden entstand.
- Großbritannien ging als Sieger des Wiener Kongresses hervor, da es seine koloniale Stellung festigen und ausbauen konnte.
- Auch Russland, das zur führenden Kontinentalmacht aufstieg kann als Sieger betrachtet werden. Russland vergrößerte sein Territorium auf Kosten Polens: 1815 wurde "Kongresspoeln", der größte Teil des Herzogtums Warschau, Russland zugesprochen.
- Dänemark gab aufgrund seiner Unterstützung für Napoléon Norwegen an Schweden ab.
- Der Schweiz wurde eine immerwährende Neutralität und die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen zugesprochen. Diese internationale Anerkennung bildet bis heute die Grundlage für die schweizerische Außenpolitik.
Die Folgen des Wiener Kongresses
Die "Neu"ordnung Europas durch den Wiener Kongress, die im Grunde eine Wiederherstellung der Zustände vor Napoleon sowie vor der Französischen Revolution von 1789 war, blieb auf Dauer nicht bestehen. Trotz der Unterdrückung nationaler, liberaler und demokratischer Bestrebungen und der Restauration, hatten sich die Ideen von bürgerlichen Rechten und nationaler Eigenständigkeit im Bürgertum auch nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon festgesetzt. In den Jahren nach dem Kongress kam es immer wieder zu Demonstrationen, Aufständen, Revolutionen und Kriegen, die sich gegen die jeweils innenpolitischen als auch zwischenstaatlichen Beschlüsse des Wiener Kongresses wandten.
- In den Staaten des Deutschen Bundes wuchs trotz massiver Repression und Zensurmaßnahmen eine liberale und nationale Bewegung heran, die schließlich in der Märzrevolution von 1848/49 das Ende des metternichschen Systems bewirkte. Letztendlich wurde die Märzrevolution niedergeschlagen. Trotzdem setzte sich die Idee eines gesamtdeutschen Staates danach auch in konservativen Kreisen durch. Nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1866 und dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 wurde schließlich 1871 das Deutsche Kaiserreich unter preußischer Führung als kleindeutsche Lösung (d.h. ohne Österreich) ausgerufen.
- In Frankreich kam es 1830 zur liberalen Julirevolution, in deren Folge der seit 1815 regierende Bourbonenkönig Karl X. gestürzt wurde und der Bürgerkönig Ludwig Philipp an die Macht kam. Dieser wurde wiederum 18 Jahre später durch die Februarrevolution 1848 gestürzt, da er sich immer stärker an der Politik der Heiligen Allianz orientierte. Schließlich wurde 1848 in Frankreich die Zweite Republik ausgerufen.
- Polen wurde zwischen Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt. Selbstverständlich war dies nicht im Sinne der polnischen Bevölkerung, wodurch es in fast regelmäßigen Abständen immer wieder zu Aufständen gegen die jeweilige Fremdherrschaft kam.
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