Traditionelle Normen, aber auch wirtschaftliche und soziale Zwänge prägten im 19. Jahrhundert die Formen des Zusammenlebens in Haus und Familie. Die Ehe war zwar unbestritten die einzige gesellschaftlich akzeptierte Form des Zusammenlebens von Mann und Frau. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten verhinderten jedoch oft einen Eheschluss. Der - nicht zuletzt auch durch Auswanderung bedingte - Frauenüberschuss schränkte die Möglichkeiten einer freien Partnerwahl darüber hinaus weiter ein.
Der Anteil der Geschiedenen an der Gesamtbevölkerung war mit 1,25 Prozent im Jahre 1858 marginal. Doch zeigen die regionalen Daten soziale und konfessionell bestimmte Unterschiede. In der Großstadt Stuttgart lag die Quote immerhin bei 2,3 Prozent, während in den katholisch geprägten Oberämtern Oberschwabens (z.B. Tettnang, Riedlingen, Ehingen, Leutkirch) die Werte statistisch kaum fassbare Größen erreichten.