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17.10.2018

"Heimerziehung in Baden–Württemberg 1949-1975"

Heimerziehungstagung
Prof. Christian Keitel, Prof. Gerald Maier, Nora Wohlfarth und Minister Manne Lucha (v.l.) bei der Präsentation des Abschlussberichts des Projekts Heimerzeihung, Vorlage: Landesarchiv Baden-Württemberg.

Über sechs Jahre hat das Landesarchiv Baden–Württemberg ehemalige Heimkinder bei der Suche nach Spuren ihrer Vergangenheit begleitet und mit seinem Wissen unterstützt. In dem vom Ministerium für Soziales und Integration geförderten Projekt zur Aufarbeitung der Heimerziehung in der Nachkriegszeit wurden umfangreiches Quellenmaterial ausgewertet und wertvolle Erkenntnisse über Einzelschicksale gewonnen. So konnten unter anderem Mängel auf der Ebene der Heimaufsicht wissenschaftlich nachgewiesen sowie zahlreiche Beispiele für sexualisierte Gewalt dokumentiert werden. Im Rahmen der Abschlusstagung "Gelungene Aufarbeitung? Bilanz des Projekts Heimerziehung 1949–1975" am 17. Oktober 2018 wurden nun die neu gewonnenen Forschungsergebnisse präsentiert.

Sozial– und Integrationsminister Manne Lucha betonte in seinem Grußwort:
"Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Heimerziehung in Baden–Württemberg erfordert, dass wir ganz genau hinsehen. Wir müssen die Geschehnisse aus der damalige Zeit akribisch und umfassend beleuchten und uns mit ihr intensiv auseinandersetzen. Denn es ist unser Anspruch und unsere Verpflichtung, die Wahrheit, so wie sie tatsächlich war, ans Licht zu bringen. Damit ist unser Projekt einzigartig in Deutschland und hat bundesweiten Vorbildcharakter. Nur wenn wir wissen, was sich damals wirklich in den Heimen abgespielt hat, wie in diesen Systemen über Jahre solche gravierenden Missstände herrschen konnten und welch unsägliches Leid dies für die damaligen Heimkinder bedeutet hat, können wir daraus fundierte Lehren für Gegenwart und Zukunft ziehen und verhindern, dass sich die Vergangenheit wiederholt. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist eine der wichtigsten, zugleich aber auch anspruchsvollsten Aufgaben unserer Gesellschaft."

"Die besondere Wirkung des Projekts beruhte auf der Vernetzung der umfangreichen Recherche für ehemalige Heimkinder mit einer breit angelegten wissenschaftlichen Aufarbeitung und pädagogischen Vermittlungsarbeit", so der Präsident des Landesarchivs Prof. Dr. Gerald Maier. "Mit diesem Spektrum wurde unser Ansatz daher über die Grenzen Baden–Württembergs hinaus als einzigartig wahrgenommen."

Anlässlich der Tagung erschien zudem die Publikation "Aufarbeiten im Archiv. Beiträge zur Heimerziehung in der baden–württembergischen Nachkriegszeit", die neben einem Projektbericht auch praktische Beispiele zu Möglichkeiten und Grenzen der Aufarbeitung von Geschehnissen in Kinder– und Jugendheimen enthält.

Mehr Informationen zur Publikation erhalten Sie hier: Aufarbeiten im Archiv