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07.01.2020

Archivale des Monats Januar 2020

Archivale des Monats Januar 2020
Signierte Ansichtskarte „Salute”, 1960 (Staatsarchiv Sigmaringen N 1/113 T 4 Nr. 72/0003)

Der Werbefotograf und Fotodesigner Franz Lazi (1922-1998) zählte zu den renommiertesten deutschen Fotografen der Nachkriegszeit. Als einer der ersten arbeitete und experimentierte er nach dem Zweiten Weltkrieg mit Farbfilmen. Mit kräftigen Farbkontrasten und einer neuen Art der Fotoinszenierung, originell, mit bewusster Künstlichkeit und einer Prise Humor, konnte Lazi in der Ära des Wirtschaftswunders führende Unternehmen als Auftragsgeber gewinnen.

Aufträge setzte Franz Lazi in seinem Atelier in Stuttgart um. Aber auch auf Reisen durch Europa verwirklichte er seine Ideen und sammelte Inspirationen. Im Sommer 1960 brach er in Begleitung von zwei Fotografen als Assistenten und zwei Fotomodellen nach Italien auf. Für das Team, die Fotoausrüstung und die Koffer wurden zwei Autos benötigt. Im Gepäck lagen mehrere Aufträge und die Idee zu einem Arrangement „Picknick im Meer”. Welche aufwendigen Vorarbeiten für die Fotografie in der vordigitalen Zeit von Nöten waren, schilderte Lazi ein Jahr später. Am Reiseziel, der ligurischen Riviera, galt es zunächst den geeigneten Aufnahmeort zu finden. Nach mühseligen Küstenbesteigungen wurden zwei Felsen im Meer im Abstand von 20 Metern gefunden. Die beiden Assistenten brachten Tisch, Stuhl, Tischdecke, Weinflasche und Glas teils schwimmend, teils mit einem Boot zu einem der beiden Felsen. Zuletzt folgte das wenig glückliche Modell. Starker Wellengang erschwerte die Aktion. Franz Lazi hatte inzwischen mit seiner Großbildkamera auf dem anderen Felsen Position bezogen. Von dort aus bemühte er sich, die junge Frau von ihrer Angst abzulenken, eine Welle könne sie fortspülen. Schließlich sollte sie auf dem Foto einen gelösten Gesichtsausdruck zeigen. Nach Erhalt einer trockenen Filmkassette war die Aufnahme selbst nur noch ein „Kinderspiel”. Entstanden ist dank der Kreativität und des künstlerischen Anspruchs von Franz Lazi ein Werk von zeitloser Schönheit.

Sein Fotoarchiv vertraute die Witwe Lydia Lazi 2015 dem Staatsarchiv Sigmaringen an.

Ein Archivale aus dem Landesarchiv Baden–Württemberg, Staatsarchiv Sigmaringen N 1/113 T 4 Nr. 72/0003.