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01.02.2020

Archivale des Monats Februar 2020

Aufdingbrief von 1745 für Ferdinand Carl Engert zur Erlernung der Instrumentalmusik (Vorlage: StAWt-S I Nr. 501)
Aufdingbrief von 1745 für Ferdinand Carl Engert zur Erlernung der Instrumentalmusik (Vorlage: StAWt-S I Nr. 501)

Sehen Ausbildungsverträge heutzutage nüchtern und schmucklos aus, gaben sich in früheren Zeiten die Zünfte mehr Mühe, ihre Lehrlinge zu beeindrucken und für eine Ausbildung zu gewinnen. Mit dem abgebildeten Aufdingbrief (Ausbildungsvertrag) vom 8. Februar 1745 startete Ferdinand Carl Engert in seine fünfjährige Lehrzeit zur Erlernung der Instrumentalmusik. Lehrherr war sein Vater Johann Peter Engert.
Der Brief ist kunstvoll geschrieben und koloriert. Auf der linken Seite zu sehen ist ein Violine oder Viola spielender Engel über dessen Kopf ein Spruchband mit der Inschrift Lerne Tugend abgebildet ist. Darunter hängen ein Horn, zwei Oboen, eine Knochenflöte und eine Trompete. Am Fuß der Säule stehen ein Fagott und eine Harfe. Der Engel auf der rechten Seite spielt Querflöte und über seinem Kopf steht Kunst und Tugend. Darunter hängt wieder ein Horn, außerdem noch eine Blockflöte, eine Geige und eine Bratsche. An die Säule gelehnt sind ein weiteres Holzblasinstrument, der Dulzian, und ein Violoncello. Den Ausbildungsvertrag unterschrieben und besiegelt haben neben der gräflich löwensteinischen Kanzlei, dem Bürgermeister Johann Peter Stemler, dem Taufpaten Ferdinand Carl Lang und verschiedenen anderen Musikern auch der bedeutende Wertheimer Kantor und Komponist Johann Wendelin Glaser.
Gefunden wurde diese Urkunde im Bestand StAWt-S I, Ältere städtische Urkunden und Akten. In einem zweijährigen Projekt konnten die Unterlagen aus der Zeit von 1306 bis 1937 mit einem Gesamtumfang von 24 laufenden Metern nach aktuellen archiv- und geschichtswissenschaftlichen Grundsätzen erschlossen werden. Das Projekt wurde von der Stadt Wertheim und der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanziert. Im Januar 2020 wurde das Findmittel zu diesen Unterlagen online gestellt. Sie liefern Material zu den verschiedensten Belangen der Stadt Wertheim, sei es Politik, Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, oder auch zum Alltagsleben der Menschen. Damit bieten sie Informationen für einen großen Kreis an Interessenten.

Ein Archivale aus dem Landesarchiv Baden–Württemberg, Staatsarchiv Wertheim StAWt-S I Nr. 501