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01.10.2020

Digitale Zeitreise – Baden-Württemberg aus der Luft. Neue Zugänge zu digitalisierten Luftbildern und Karten

Kartenvergleich in LEO-BW
Historische und aktuelle Luftaufnahmen lassen sich per Schieberegler miteinander vergleichen (Quelle: LABW)

Wie sah der Südwesten vor 50 Jahren aus? Welche Spuren haben Siedlungsbau, Infrastrukturprojekte und Renaturierungsmaßnahmen im Land hinterlassen? Wo befanden sich einstige Industrieflächen und wie hat sich das Landschaftsbild entwickelt?

Antworten auf diese Fragen bietet jetzt ein digitales Orthophoto (DOP), das ganz Baden-Württemberg im Frühjahr 1968 zeigt. Hervorgegangen ist das DOP aus einem Gemeinschaftsprojekt des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) und des Landesarchivs Baden-Württemberg. Technisch aufbereitet und mit interaktiven Zusatzfunktionen ausgestattet stehen die Luftbildaufnahmen im Landeskunde-Portal LEO BW frei zur Verfügung.

"Nutzerinnen und Nutzer können so die Oberfläche Baden-Württembergs virtuell erkunden und Veränderungen nachvollziehen", erläutert Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs. "Auch ein direkter Vergleich mit Kartenmaterial aus dem 19. Jahrhundert ist möglich."

Grundlage für das neue digitale Angebot ist eine Luftbildsammlung des LGL, die im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrt wird. Im Frühjahr 1968 ließ das damalige Landesvermessungsamt - das heutige Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung – erstmals eine systematische Befliegung der gesamten Landesfläche durchführen. Dabei entstanden rund 19.000 Luftbildaufnahmen, die 2018 digitalisiert und anschließend entzerrt und georeferenziert wurden. Das Ergebnis ist ein digitales Orthophoto, das für jeden Ort im Südwesten eine bis in die Details vergrößerbare Ansicht der Situation 1968 liefert.

Mit dem "Straßendatenflug 1968" begannen dann die regelmäßigen, landesweit flächendeckenden analogen Luftbildflüge, zunächst alle 5 Jahre, später alle 3 Jahre bzw. zunächst schwarz/weiß und später dann in Farbe.

"In Dimension, Zeitstellung und dem erreichten Funktionsumfang in LEO-BW handelt es sich um ein bundesweit bisher einmaliges Projekt", sagt Robert Jakob, stellvertretender Präsident des Landesamts für Geoinformation und Landentwicklung, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Finanziert wurde das zwischen 2017 und 2020 durchgeführte Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderprogramms "eheritage II".

Über das digitale Orthophoto aus dem Jahre 1968 hinaus entsteht am LGL innerhalb des digital@bw-Projektes "Digitaler Luftbildatlas BW" ein digitales Archiv, welches die Landschaft von damals bis heute abbildet. Luftbilddokumentationen der letzten 70 Jahre aus der umfangreichen Luftbildsammlung werden nach und nach in digitale Form gebracht, in mehrere Zeitschnitte aufbereitet und zusammen mit historischen Kartenwerken bereitgestellt.