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22.04.2022

"Der schwäbische Impressionist Eugen Kucher" – Beginn der Ausstellung

Plakatmotiv Ausstellung Kucher

Wie kaum ein anderer ist Eugen Kucher zum Zeugen des strukturellen Wandels auf den Fildern geworden. Mit Zeichenstift und Pinsel hielt er zwischen 1920 und 1940 den ländlich geprägten Charakter der Dörfer Degerloch und Möhringen sowie ihrer Umgebung bildlich fest. Längst sind die damaligen Lebenswelten entschwunden und einer intensiven Landwirtschaft, einer fortschreitenden Bebauung gewichen.

Angeregt durch die großzügige Schenkung von mehr als 200 Kriegszeichnungen aus den Jahren 1915–1918 entschloss sich das Hauptstaatsarchiv Stuttgart zu einer Hommage an den Degerlocher Maler Eugen Kucher (1889–1945), in dessen künstlerischem Schaffen sich Ästhetik und Geschichte verbinden. Jahrzehntelang war er als talentierter Bühnenmaler am Württembergischen Staatstheater tätig; im April 1945 kam er erst 55-jährig bei einem Tieffliegerangriff zu Tode. Seine stimmungsvollen Orts- und Landschaftsbilder des schwäbischen Raums, aber auch weit entfernter Regionen sowie seine Skizzen vom zermürbenden Frontgeschehen des Ersten Weltkriegs vermitteln spannende Einblicke in die politisch-gesellschaftliche und kulturelle Ambivalenz der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und doch blieb sein Werk bisher wenig beachtet.

Kunstgeschichtlich ist Eugen Kucher als realistischer Vedutenmaler zu charakterisieren, der sich vom schwäbischen Impressionismus inspirieren ließ, wie er bei Hermann Pleuer oder Christian Landenberger zu fassen ist. Daneben macht sich in seinen Bildern der Expressionismus schweizerischer und österreichischer Provenienz bemerkbar, wie er sich mit den Namen von Ferdinand Hodler und Alfons Walde verbindet. Zugleich lassen seine Arbeiten, die er auf Papier, Karton, Holz und Leinwand ausführte, einen ganz eigenständigen Stil erkennen.

Mit rund 100 Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen – ausnahmslos aus Privatbesitz – bietet die Ausstellung erstmals einen umfassenden Überblick über Kuchers künstlerisches Schaffen von 1913 bis 1945. Sie vereinigt bekannte Motive von der Fildergegend mit bisher unveröffentlichten Ansichten und Soldatenporträts aus Flandern und Lothringen. Hinzu kommen Bilder der von Kucher unternommenen Kunstreisen, die ihn vom Allgäu bis zur Ostsee führten und erst kürzlich "ans Licht gebracht" wurden. Um die dramatische Veränderung der heimischen Kulturlandschaft und des Degerlocher Ortsbilds zu visualisieren, werden einem Teil der Gemälde aktuelle Aufnahmen des Fotografen Christian Hass gegenübergestellt.

Die Ausstellung ist vom 28. April bis 29. Juli im Hauptstaatsarchiv Stuttgart zu sehen.
Weitere Informationen finden Sie auch auf der Ausstellungsseite.

Presseführung am Mittwoch, 27. April, 11 Uhr:
Für etwaige Rückfragen, auch für die Bereitstellung von Pressebildern ist die Kuratorin der Ausstellung, Frau Dipl.-Archivarin Anja Stefanidis, E-Mail: anja.stefanidis@la-bw.de, Tel.: 0711 212 4325, gerne ansprechbar. Allgemeine Anfragen, auch zur Vereinbarung von Sonderführungen richten Sie bitte an unser Sekretariat, E-Mail: hstastuttgart@la-bw.de, Tel.: 0711 212 4335. Um kurze telefonische oder elektronische Anmeldung zur Presseführung am Mittwoch, 27. April 2022, um 11.00 Uhr, wird gebeten.