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22.08.2024

Präsidentschaftswahlen in den USA:
Vizekandidat Tim Walz hat badische Wurzeln

Auswanderungsantrag von Sebastian Walz aus Kuppenheim 1867,  sein Ururenkel Tim Walz aus Nebraska, Gouvernor von Minnesota, kandidiert bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 als Vize von Kamala Harris
1867 beantragte und erhielt Sebastian Walz eine Auswanderungserlaubnis

Der Vizepräsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Timothy James ("Tim") Walz, hat badische Wurzeln. Sein Ururgroßvater Sebastian Walz wanderte 1867 in die USA aus. Seine Geburtsurkunde und sein Auswanderungsantrag liegen im Generallandesarchiv in Karlsruhe.

Wer heute ins Ausland ziehen will, muss sich bei seiner Meldebehörde einfach abmelden. In früheren Jahrhunderten hingegen benötigten Auswanderer die Erlaubnis ihres Landesherrn. In den Magazinen des Landesarchivs Baden-Württemberg sind die Anträge zigtausender Männer und Frauen aus dem Südwesten zu finden, die ein besseres Leben in der Ferne suchten. Einer von ihnen war Sebastian Walz (beziehungsweise Waltz). Sein Ururenkel Tim Walz könnte der nächste Vize-Präsident der USA werden.

Auswanderungsantrag im Generallandesarchiv Karlsruhe

Am 11. Mai 1843 wurde Sebastian in Kuppenheim geboren als "Söhnlein des hiesigen Bürgers und Schustermeisters Anton Waltz und dessen Ehefrau Agathe“, heißt es im Geburtenbuch der Katholischen Gemeinde Kuppenheim. Aus den Akten des Großherzoglichen Badischen Bezirksamts Rastatt, die ebenfalls im Generallandesarchiv Karlsruhe überliefert sind, geht hervor, dass Sebastian Walz am 3. Februar 1867 auf dem Rathaus in Kuppenheim erschien, mit der Bitte, „mir die Auswanderungs-Erlaubniß erwirken zu wollen“. Schulden hinterlasse er keine, sein Vater Anton Walz bürge für ihn. Dieser wurde sogleich vorgeladen und erklärte, er habe keine Einwände, sondern wünsche sich sogar die Auswanderung seines Sohnes. Er gab ihm auch 200 Gulden mit auf den Weg. Zwei Wochen später erhielt sein Sohn aus Rastatt die Erlaubnis zur Auswanderung und einen Reisepass für Nordamerika – auf sechs Monate gültig.

Von Baden nach Nebraska

Sebastian Walz machte sich auf nach New York. In Lawrence/Nebraska starb er am 7. März 1915. Mit seiner aus Kanada stammenden Frau Anna Mary Berger hatte er sich 1885, nach Zwischenstationen in Illinois und Iowa, in Nebraska als Farmer niedergelassen, heißt es im Nachruf der lokalen Zeitung "Lawrence Locomotive": Er interessierte sich auch für Politk und wirkte an der Organisation des Schulbezirks mit. "Er hat sich den Anforderungen des Lebens mit starkem Herzen und gutem Mut gestellt." Von den 13 Kindern überlebten ihn sechs. Der älteste Sohn John Frederick Walz (1874 – 1961) ist der Urgroßvater von Tim Walz, dessen Sohn Raymond Anthony Walz (1904 – 1988) sein Großvater. Seine Eltern sind die Hausfrau Darlene Rose Reiman und der Lehrer James F. Walz (1929 – 1984).

Dass sich die direkte männliche Vorfahren-Linie von Tim Walz in Kuppenheim bis zu seinem sechsmaligen Urgroßvater Sebastian Walz (1698-1768) zurückführen lässt, erfuhr die Stadt von dem Ahnenforscher Günter Henzler. Alle vier überlebenden Brüder von Sebastian Walz wanderten später ebenfalls in die USA aus, der letzte im Jahr 1884. Als erster folgte 1869 Anton Adolph Walz, der später Bürgermeister von Hartington (Nebraska) wurde. 1870 stellte der 17-jährige Friedrich einen Auswanderungsantrag. "Mein Bruder Sebastian, welcher schon einige Jahre nach Amerika ausgewandert ist, hat meinem Vater neulich geschrieben, dass es ihm recht gut geht, und daß ich zu ihm kommen soll", teilte er mit. Sein Vater erklärte: "Ich habe gegen die Auswanderung meines Sohnes Friedrich keine Einsprache zu erheben, es ist vielmehr mein Wille, dass er auswandert, indem ich sicher bin, daß es ihm bei meinem Sohn Sebastian, seinem Bruder, welcher früher schon nach Nordamerika ausgewandert ist, gut gehen werde."

Tim Walz ist 1964 in Nebraska geboren. Er ist mit der Lehrerin Gwen Whipple verheiratet, die beiden haben zwei Kinder. Bevor er in die Politik wechselte, arbeitete Tim Walz bei der Nationalgarde und als Lehrer und Football-Coach. Seit 2019 ist der Demokrat Gouverneur von Minnesota. Am 5. November entscheidet sich, ob er an der Seite von Kamala Harris Vizepräsident der Vereinigten Staaten wird.

Auch Trump hat deutsche Vorfahren

Harris‘ Kontrahent Donald Trump hat ebenfalls deutsche Vorfahren. Seine Großeltern väterlicherseits stammen aus Kallstadt in der Pfalz. Friedrich ("Frederick") wanderte als 16-Jähriger nach seiner Friseurausbildung 1885 nach Amerika aus. 1902 kam er zeitweise zurück und heiratete die frühere Nachbarstochter Elisabeth Christ. Wenige Jahre später wollte er dauerhaft zurückkehren, sein Wiedereinbürgerungsgesuch wurde jedoch abgelehnt.

Recherchehilfen zum Thema Auswanderung

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