Kontinuitäten und Neubeginne - auch in Wertheim? Die schwierigen Wege zur Demokratie nach 1945 (hybrid-Vortrag)

Termin

Ankunft der Vertriebenen auf dem Reinhardshof 1946
(Vorlage: StAWt A-57 II, Finke-Album 1; Foto: Heinz Finke, 1946)
Ankunft der Vertriebenen auf dem Reinhardshof 1946
(Vorlage: StAWt A-57 II, Finke-Album 1; Foto: Heinz Finke, 1946)

28.10.2021 19:30 Uhr

Vortrag von Prof. Dr. Philipp Gassert, Mannheim

Im historischen Rückblick wirkt das Jahr 1945 wie eine klare Zäsur: Militärisch war die Wehrmacht geschlagen, das Deutsche Reich staatlich ausgelöscht, der Nationalsozialismus untergegangen. Städte lagen in Schutt und Asche, Menschen irrten in Ruinen umher, Millionen wurden aus ihrer Heimat vertrieben, Soldaten gingen in Kriegsgefangenschaft. Die politische und militärische Führung des Landes wurde in Nürnberg vor Gericht gestellt. Intellektuelle und Schriftsteller hofften auf einen geistigen Neuanfang in einer „Stunde Null“. Doch die Vorstellung eines klaren Schnitts 1945 wird kaum noch geteilt. Es war, auch in Wertheim, eine Phase der Unsicherheit, der Neuorientierung, aber auch der Besinnung auf Althergebrachtes. Existierende Strukturen und Machtverhältnisse blieben in wesentlichen Teilen intakt. Es dauerte, bis sich, trotz der formalen Demokratisierung in der Besatzungszeit, die Mehrheit der Westdeutschen zur liberalen Demokratie als Basis der wirtschaftlichen Prosperität und eines guten Lebens bekannte. Der Vortrag fragt nach Kontinuität und Wandel in der Übergangsphase nach 1945 und erinnert an historische Weichenstellungen, auf denen unser Gemeinwesen bis heute basiert.