Europeana v1.0
Überblick
Die Errichtung einer spartenübergreifenden europäischen digitalen Bibliothek wurde 2006 von der EU-Kommission als vorrangiges Ziel im Bereich der Kulturgutdigitalisierung beschlossen. Sie steht in enger Verbindung mit den weiteren Bestrebungen und Aktivitäten der europäischen Union zur Förderung der Informationsgesellschaft. Ziel ist es, den "eContent" – d.h. das digitalisierte Kulturgut – aus allen 27 EU–Mitgliedsstaaten über ein Zugangsportal bereitzustellen. In der "Europeana" können Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen bereits heute spartenspezifische Information international und interdisziplinär nachweisen. Internetnutzern wird die Möglichkeit geboten, über einen zentralen Einstiegspunkt auf etliche Millionen digitale Objekte aus ganz Europa zuzugreifen. Von deutscher Seite sollen der "Europeana" künftig insbesondere durch die "Deutsche Digitale Bibliothek" neue Inhalte zugeführt werden.
Realisiert wird die "Europeana" in verschiedenen Projekten innerhalb eines thematischen Netzwerks. Das Projekt "EDLnet" (European Digital Library Network) beschäftigte sich von Juli 2007 bis Anfang 2009 mit der organisatorischen, technischen und fachlichen Konzeption und der Entwicklung eines Prototyps für das "Europeana"-Portal. Dieser Prototyp wurde im November 2008 der Öffentlichkeit präsentiert und umfasste damals rund zwei Millionen Objekte.
Ab Februar 2009 wurde im Nachfolgeprojekt "Europeana v1.0", das durch das eContentPlus–Förderprogramm der EU finanziert wurde, die Weiterentwicklung des Prototyps zu einer stabilen Anwendung und einem persistenten Service inklusive Geschäftsmodell verfolgt.
Das Landesarchiv Baden-Württemberg war Projektpartner bei "Europeana v1.0" und am Arbeitspaket "Further Specification of Functionality and Interoperability aspects of Europeana" beteiligt, einem von insgesamt sechs Arbeitspaketen. Neben der Anreicherung mit zusätzlichem "eContent" war die Weiterentwicklung der bestehenden Funktionen und Dienste das wesentliche Ziel des "Europeana v1.0"–Projekts, insbesondere in den Bereichen semantische Suche und Web 2.0–Komponenten. Neue Funktionalitäten wurden schrittweise auf der Plattform implementiert. Das Projekt wurde im Oktober 2011 abgeschlossen und wird seither in weiteren Projekten fortgeführt (Informationen dazu auf der Webseite: http://pro.europeana.eu/get-involved/projects/project-list.0).
Das "Europeana"-Netzwerk
Neben dem eigentlichen "Europeana"–Projekt besteht ein Netzwerk mit über zwanzig Projekten – die sogenannte Europeana Group die als alleiniges oder zusätzliches Ziel neue Funktionalitäten und/oder neue Inhalte in die "Europeana" einbringen. An dem Netzwerk wirken über 500 Partnerinstitutionen unterschiedlicher Sparten aus allen EU-Mitgliedstaaten mit.
Die Verwaltung der Mittel obliegt der "Europeana Foundation", einer spartenübergreifenden Stiftung nach niederländischem Recht mit Sitz in Den Haag. Sie ist Dachorganisation und Projektkoordinator für die eigentliche "Europeana" und die "Europeana–Group". Operativ bedient sich die Europeana Foundation eines "Executive Committee" und der "Europeana"-Geschäftsstelle, die an der Königlichen Bibliothek in Den Haag angesiedelt ist. Alle Datenlieferanten und Aggregatoren für "Europeana" und alle Experten für technische, rechtliche und strategische Fragestellungen sind eingeladen, im "Europeana Network" (ehemals: Council for Content Providers and Aggregators) mitzuwirken. Zusammen mit zahlreichen europäischen Archiven vertritt das Landesarchiv Baden–Württemberg hier die Interessen und Belange der Archive, besonders in Fragen der Präsentation von digitalisiertem Archivgut und der rechtlichen Aspekte bei einer Bereitstellung von Inhalten. Als Plattform für den fachlichen Austausch und die Bereitstellung von Informationen zu Themen rund um die "Europeana" steht der wachsenden Anzahl beteiligter Fachleute auch die "Professional knowledge–sharing platform" zur Verfügung.
Digitalisierte Inhalte
Inzwischen kann man in der "Europeana" auf über 22 Millionen digitalisierte Bücher, Karten, Fotografien, Filmclips und Zeitungen aus mehr als 1.500 Kultureinrichtungen zugreifen (Stand: März 2012); die Zahl wächst beständig weiter.
Erster deutscher "eContent"-Lieferant aus dem Bereich der Archive war das Landesarchiv Baden-Württemberg, das digitalisiertes Archivgut aus 24 Beständen mit mehr als 64.000 Digitalisaten bereitstellt. Darunter befinden sich illuminierte Urkunden, historische Ortsansichten, Fotografien (z.B. die Sammlungen Willy Pragher, Botho Walldorf und die des Fotoateliers Kugler), Plakatsammlungen (z.B die Plakatsammlungen I, II und III des Staatsarchivs Freiburg) und Präsentationen von Patentakten mit Patentzeichnungen.
Bislang werden nur Digitalisate in der "Europeana" nachgewiesen. Die Forderung, künftig auch Metainformationen – also Erschließungsdaten – ohne digitale Objekte (z.B. archivische Findbücher) aufzunehmen, wird vom Landesarchiv Baden–Württemberg nachdrücklich unterstützt.
Data Exchange Agreement
Die Bereitstellung von Metadaten soll gemäß dem Datenaustauschvertrag, der Anfang 2012 in Kraft trat, nur noch auf Basis von CC0 1.0 (ein Werkzeug der Creative–Commons–Initiative) erfolgen können. Für die Archivsparte wird derzeit in einer Unterarbeitsgruppe der AG „Archive und Recht“ der ARK (Archivreferentenkonferenz des Bundes und der Länder) geprüft, inwieweit archivische digitalisierte Erschließungsleistungen unter dieser Kennzeichnung bereitgestellt werden dürfen und sollten.
Weitere Informationen:
- Europeana-Portal
- Offizielle Projektseite "Europeana v1.0"
- Professional knowledge-sharing platform
- Informationen zum Projekt „Europeana v2.0“
- Europeana Network
- Informationen zum Datenaustauschvertrag
Stand der Informationen: 2012