Erschließung der Sammlung "Mediengeschichte des Hofjuden Joseph Süß Oppenheimer" im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Bestand J 25)
Gefördert durch die Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg
Joseph Süß Oppenheimer (1698-1738) war eine Gestalt der frühneuzeitlichen württembergischen Landesgeschichte, deren Bedeutung weit über Württemberg und die frühe Neuzeit hinausreicht. Sein Aufstieg zum Finanzrat des Herzogs Karl Alexander von Württemberg und der an ihm begangene Justizmord sind ein tragischer Meilenstein jüdischer Emanzipationsgeschichte in Deutschland, der seit Oppenheimers Tod bis heute vielfach in Literatur, Drama und Film verarbeitet wurde. Die mediale Rezeption seines Schicksals dokumentiert in besonderem Maße die Einstellungen der jeweiligen Zeitgenossen gegenüber Juden. Das bekannteste und berüchtigteste Beispiel hierfür ist der antisemitische NS-Propagandafilm "Jud Süß" (1940).
Zum Thema der medialen Rezeption des Joseph Süß Oppenheimer hat Friedrich Knilli, emeritierter Professor für Allgemeine Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Medienwissenschaft an der TU Berlin, im Laufe von rund 30 Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit eine umfangreiche Sammlung angelegt. Sie umfasst etwa 50 Regalmeter Papierunterlagen und über 1.000 Bild- und Tondokumente. Schwerpunkte sind die Stoffgeschichte im engeren Sinn, das heißt die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, und ihre Rezeption, weiter die mediale Wahrnehmung der Juden im 19. und 20. Jahrhundert sowie die Biographie des Schauspielers Ferdinand Marian (1902-1946), der in "Jud Süß" die Hauptfigur verkörperte. Im Frühjahr 2013 konnte die Sammlung, welche die einschlägigen Bestände des Hauptstaatsarchivs hervorragend ergänzt, vom Landesarchiv Baden-Württemberg erworben werden. Im Zuge des Erschließungsprojekts soll sie nun für die wissenschaftliche Forschung und die Regionalgeschichte nutzbar gemacht werden.