Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts

Möchten Sie Informationen über das Verfolgungsschicksal und die Lebensgeschichte eines einzelnen Opfers des NS-Regimes oder eines verfolgten Familienmitglieds in Erfahrung bringen?

Antworten auf diese Frage können Sie über eine einschlägige Entschädigungsakte der gesuchten Person erhalten. Um diese Akte ausfindig zu machen benötigen Sie:

• den Namen und das Geburtsdatum der gesuchten verfolgten Person. Bitte beachten Sie, dass es im Fall von Emigration zu Namensänderungen gekommen sein kann oder alternative Schreibweisen möglich sind.
• für die Eingrenzung der Suche idealerweise den ehemaligen Wohnort der gesuchten Person zum Zeitpunkt der Antragstellung oder zum Zeitpunkt der Verfolgung.

Hilfreich sind auch Namen und Geburtsdaten von Angehörigen, die als antragstellende Personen (z. B. bei verstorbenen Verfolgten) in Frage kommen. Die Einzelfallakten der Wiedergutmachung wurden zwar in der Regel auf den Namen der oder des Verfolgten angelegt, allerdings existieren hier Abweichungen und entsprechende Akten können auch unter dem Namen der oder des Antragstellenden verzeichnet sein.

Sie können nach den gesuchten Personen hier im Online-Findmittelsystem online recherchieren. Ebenso können Sie direkt in den oben genannten Beständen der einzelnen Archivabteilungen nach einer passenden Akte suchen.

Sollten Sie auf diesem Weg keinen Treffer erzielen, wenden Sie sich bitte schriftlich an das Landesarchiv unter landesarchiv@la-bw.de. Aufgrund noch bestehender Schutzfristen sind nicht alle Personenakten über das Internet recherchierbar. Dies betrifft vor allem Akten zu Verfolgten jüngeren Alters und Akten, in denen Nachkommen von NS-Opfern den Entschädigungsantrag gestellt haben.
Zur Ermittlung der zuständigen Archivabteilung geben Sie im Idealfall in Ihrer Anfrage den ehemaligen Wohnort der gesuchten Person in Baden-Württemberg an. Sie können sich auch direkt an die zuständige Archivabteilung wenden.

Falls zur Identifikation der verfolgten Person Angaben fehlen oder sich unter dem einschlägigen Namen keine Entschädigungsakte findet, können verschiedenen Karteien in den Verwaltungsaktenbeständen im Staatsarchiv Ludwigsburg hilfreich sein. Diese Karteien enthalten neben den Personendaten des bzw. der Verfolgten zusätzlich Angaben zu Personen, die als Antragstellerin oder Antragsteller in Erscheinung traten. Die Karteien umfassen auch Verfolgte aus dem Zuständigkeitsbereich der Landesämter in Karlsruhe, Sigmaringen und Freiburg. Für eine Einsichtnahme in die Karteien bzw. entsprechende Auskünfte, wenden Sie sich bitte schriftlich an das Staatsarchiv Ludwigsburg: staludwigsburg@la-bw.de.

Falls Sie zwar über den Namen der verfolgten Person verfügen, aber keine Kenntnis über den ehemaligen Wohnort haben und somit Unklarheit über das zuständige Entschädigungsamt besteht, dient als Hilfsmittel für die Ermittlung der zuständigen Behörde die Bundeszentralkartei bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Die Bundeszentralkartei (BZK) ist das Register aller Entschädigungsverfahren nach dem Bundesentschädigungsgesetz und dokumentiert bundesweit alle Antragstellerinnen und Antragsteller nach Geburtsdatum. Dieses Hilfsmittel ist vor allem hilfreich, wenn die Zuständigkeit möglicherweise außerhalb Baden-Württembergs lag.

Auskünfte aus der BZK erhalten Sie unter bzk@brd.nrw.de. Weitere Informationen zur BZK erhalten Sie im Merkblatt der Bundeszentralkartei der Bezirksregierung Düsseldorf.

Möchten Sie die Geschichte Ihres Wohnortes rekonstruieren, forschen Sie zum jüdischen Leben in einer bestimmten Gemeinde oder Region oder zur Situation/Inhaftierung in einem bestimmten Arbeitslager oder Ghetto?

Ortsbezogene Daten zu Verfolgten bzw. Antragstellerinnen und Antragsteller sind in den Informationen zu den Entschädigungsakten im Landesarchiv nur punktuell erfasst. Die Suche nach diesem Kriterium ist daher nur bedingt möglich.

Grundsätzlich sollten Sie bei einer ortsbezogenen Fragestellung das Archivpersonal derjenigen Archivabteilung in Ludwigsburg, Freiburg, Karlsruhe oder Sigmaringen kontaktieren, in deren Zuständigkeitsbezirk der für Sie interessante Ort liegt. Zusätzlich bietet sich ein Blick in die verschiedenen Karteien der dortigen Verwaltungsaktenbestände an, insbesondere in die ortsbezogenen Karteien und Kreisverzeichnisse im Bestand StAL EL 350 II. Eine Recherche nach den verschiedenen Haftstätten kann z. B. durch die Lagerkartei erfolgen, die nach verschiedenen Konzentrationslagern, Arbeitslagern und Ghettos gegliedert ist. Ein weiterer Ansatzpunkt bietet die Materialsammlung im selben Bestand, die ebenfalls Informationen zur Situation und Opfern verschiedener Haftstätten besonders in den Ostgebieten enthält.

Für ins Konzentrationslager Gurs deportierte jüdische Verfolgten aus Baden ist eine ortbezogene Recherche über einen Index im landeskundlichen System LEO-BW möglich.
Auch die Unterlagen der Dokumentationsstelle zur Erforschung der Schicksale der jüdischen Bürger Baden-Württembergs 1933-1945 im Bestand EA 99/001 des Hauptstaatsarchivs Stuttgart erlauben ortsbezogenen Zugriffe.
Diese und weitere Hinweise für die Erforschung der Lebensgeschichte jüdischer Personen finden Sie auch im Rechercheratgeber Jüdisches Leben.

Möchten Sie mehr über eine bestimmte Berufsgruppe in Erfahrung bringen? Forschen Sie zu einer spezifischen Verfolgtengruppe oder interessieren Sie sich z. B. ausschließlich für NS-Überlebende, die nach 1945 in die USA emigriert sind?

Beim gegenwärtigen Stand der Verzeichnung der Entschädigungsakten gestaltet sich die Suche entlang thematischer Schwerpunkte noch schwierig. Personenmerkmale wie Partei-, Berufs- oder Religionszugehörigkeit wurden bisher nur äußerst selten oder nicht erfasst. Ebenso wenig lassen sich gezielt Personen identifizieren, die z. B. emigriert oder deportiert worden sind.

Für einen entsprechend komplexeren Suchansatz empfehlen sich daher umfangreiche Vorarbeiten, in denen einschlägige Personen im Vorfeld identifiziert werden sollten, deren Entschädigungsakten dann in einem zweiten Schritt über die Personensuche ausfindig gemacht werden können. Denkbar sind hier z. B.:

• Mitgliederlisten von Parteien zur Suche nach Schicksalen von Angehörigen bestimmter Parteien
• Adressbücher oder Gewerbeverzeichnisse zur Identifikation von Angehörigen bestimmter Berufsgruppen im Ort (z. B. Ärztinnen, Juristen, Geistliche)
• Standesbücher zur Identifikation von Gemeindemitgliedern eines bestimmten Ortes

Für die Suche nach emigrierten Personen, empfiehlt sich die systematische Recherche nach im Ausland liegenden Wohnorten der Verfolgten bzw. der Antragstellerinnen und Antragsteller über die Karteien der Verwaltungsaktenbestände (insb. StAL EL 350 II).

Für die Suche nach minderjährigen Verfolgten bzw. den sie vertretenden Antragstellerinnen und Antragsteller könnte ein ebensolcher Ansatz über die Karteien und Einzelfallaktenbestände mit einem Fokus auf Geburtsdaten nach 1920 sein.

Für entsprechende oder vergleichbare Fragestellungen wenden Sie sich bitte an wiedergutmachung@la-bw.de.

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