Angesichts des drohenden unwiederbringlichen Verlustes von Kulturgütern wird die digitale Technologie zunehmend als Problemlösung angeboten. Liefert die Digitalisierung vom Zerfall bedrohter Archivalien und Bücher tatsächlich einen sicheren Langzeitspeicher, oder stellt sie vielmehr ein attraktives Zugriffs- und Nutzungsmedium dar, auf das der Benutzer per Mausklick bei seinen Recherchen in Archiven und Bibliotheken zurückgreift?
Zur Beantwortung dieser Fragen verfolgt die Landesarchivdirektion Baden-Württemberg ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Projekt zur Digitalisierung gefährdeten Archiv- und Bibliotheksgutes.
Zunächst wurde das für die Untersuchungen benötigte Material in Form von verschiedenen "Warenkörben" zusammengestellt. Sie bestehen aus typischen Vertretern einzelner Gattungen von Archivalien und Büchern enthalten.
Die Bestandteile der Warenkörbe wurden mikroverfilmt und und zum Teil vom Original direkt digitalisiert.
Anschließend wurde ein Großteil der mikroverfilmten Objekte vom Film digitalisiert.
Bei der Filmdigitalisierung wird die Möglichkeit eines Einsatzes der automatischen Texterkennung (OCR) geprüft.
Eine objekt- und mediengerechte Präsentation von Archivalien soll zum einen Benutzerbedürfnissen Rechnung tragen, zum anderen archivfachlichen Gesichtspunkten gerecht werden. Dabei soll ein Zugriff auf die digitalen Konversionsformen sowohl online über das Internet bzw. ein Intranet als auch offline in Form von CDs möglich sein. Untersucht werden dabei auch die verschiedenen Konzepte der digitalen Aufbereitung von Archiv- und Bibliotheksgut in Form von Präsentationsmodellen.
Darüber hinaus wird die Erarbeitung von Migrationskonzepten zur langfristigen Speicherung angestrebt bzw. die Ausbelichtung digitaler Daten auf Mikrofilm (COM) untersucht.
Ziel des Projektes ist es auch, bei allen Untersuchungen organisatorische und Wirtschaftlichkeitsfragen bei der Digitalisierung von Archivalien und Büchern zu berücksichtigen.
Um einen Informationsaustausch mit anderen Projekten zu online-Angeboten im Archivwesen zu gewährleisten sowie allgemein Synergieeffekte zu erzielen, ist die Landesarchivdirektion an einer Abstimmung mit diesen DFG-Projekten interessiert.
Im Rahmen des Projektes fand vom 9.-11. November 1998 in Ludwigsburg ein internationales Kolloquium mit dem Thema "Digitale Archive und Bibliotheken. Neue Zugangsmöglichkeiten und Nutzungsqualitäten" statt. Die einzelnen Beiträge sind in der Reihe Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg (Serie A Landesarchivdirektion, Heft 15) erschienen, die vom Verlag W. Kohlhammer Stuttgart vertrieben wird.