Von Brüssel nach Algier
Rund 75.000 Besucher sahen die erinnerungsgeschichtliche Pioniertat (BNN) in 35 Städten
Die deutsch-französische Gemeinschaftsausstellung „Menschen im Krieg 1914-1918 am Oberrhein – Vivre en temps de guerre des deux côtés du Rhin 1914-1918“ findet den Abschluss ihrer vierjährigen Wanderung in Brüssel und einen neuen Auftakt in Algier.
Als vorerst letzte Station ihrer vierjährigen Wanderung durch Baden und das Elsass, einschließlich eines Abstechers nach Berlin, erreichte die vom Landesarchiv Baden–Württemberg und den Archives Départementales du Haut–Rhin gemeinsam erarbeitete und präsentierte Ausstellung über den Ersten Weltkrieg nunmehr die "Hauptstadt" Europas, d.h. die Vertretung des Landes Baden–Württemberg bei der Europäischen Union. 35 Stationen mit über 60.000 Besuchern lagen da bereits hinter ihr.
Bei der Eröffnung der Ausstellung am 7. November 2018 in Brüssel betonten Herr Bodo Lehmann, Leiter der Vertretung des Landes Baden–Württemberg bei der Europäischen Union, und M. Pierre Robion, Erster Sekretär der Französischen Botschaft beim Königreich Belgien, die besondere Bedeutung der deutsch–französischen Aussöhnung für den Frieden in Europa. Ihnen antwortete Prof. Wolfgang Zimmermann, Leiter des Generallandesarchivs Karlsruhe, im Namen des Landesarchivs Baden–Württemberg, das der transnationalen Zusammenarbeit am Oberrhein einen wichtigen Stellenwert zumisst. Dr. Rainer Brüning als Kurator der Ausstellung stellte dieselbe den ca. 100 interessierten Besuchern in seiner Einführungsrede, der sich eine ausführliche Führung anschloss, vor. Unübersehbar waren in den spannenden Diskussionen mit den Ausstellungsbesuchern die zahlreichen Bezüge zum Programm des im Mai 2017 eröffneten "Hauses der Europäischen Geschichte", das sich nur wenige 100 Meter von der Landesvertretung entfernt ebenfalls in der Rue Belliard befindet.
Dank einer gemeinsamen Initiative der deutschen und französischen Botschaft in Algerien konnte eine zweite Fassung unserer Ausstellung "Menschen im Krieg ⁄ Vivre en temps de guerre" ab dem 18. November 2018 im Institut français in Algier gezeigt werden. Ausgangspunkt waren hier die örtlichen Feierlichkeiten zum Kriegsende vor 100 Jahren und die besondere Rolle, die dem Institut français mit seinen täglich ca. 1.000 Besuchern bei der allgemeinen Bildungsarbeit zukommt. Eröffnet wurde die Ausstellung durch Seine Exzellenz M. Xavier Driencourt, Botschafter Frankreichs in Algerien, und Herrn Andreas Fiedler, Gesandter und Geschäftsträger der deutschen Botschaft. Ihnen schlossen sich Frau Rita Sachse–Toussaint als Kulturreferentin der deutschen Botschaft und Leiterin des Goethe–Instituts, sowie natürlich Direktor M. Jean–Jaques Beucler als Hausherr an. Alle Redner unterstrichen dabei die von der Ausstellung ausgehende Aufforderung zu Frieden und Verständigung.
Unter den ca. 100 Gästen aus den Bereichen Diplomatie, Kultur und Bildung stachen Seine Exzellenz Herr Aleksandar Jankovic, serbischer Botschafter in Algerien, und M. Grégor Trumel, Kulturreferent und Leiter der französischen Kulturinstitute in Algerien, sowie die extra aus Colmar angereiste Mme Bernadette Groff (Vice–Présidente du Conseil Départemental Haut–Rhin) hervor. Die beiden Ausstellungskuratoren Dr. Rainer Brüning (Karlsruhe) und Mme Laëtitia Brasseur–Wild (Colmar) wiesen in ihrer abwechselnd gehaltenen Einführungsrede besonders auf den exemplarischen Charakter des Ausstellungsprojekts hin. Viele algerische Besucher zeigten sich sehr beeindruckt von dem Gedanken, dass die ehemaligen Kriegsgegner Deutschland und Frankreich sich nicht nur versöhnt hatten, sondern darüber hinaus sogar in der Lage waren, ein gemeinsames Bild ihrer leidvollen Geschichte zu entwerfen, das dem Frieden dient. Wegen des großen Erfolgs ist daher geplant, nicht nur die Bildungsarbeit mit algerischen Schülern und Studenten zu intensivieren, sondern die Ausstellung noch zusätzlich durch weitere Orte in Algerien wandern zu lassen.