Der Einstein-Brief ist jetzt in guten Händen
Die Hochschule Esslingen hat dem Staatsarchiv Ludwigsburg, einer Abteilung des Landesarchivs Baden-Württemberg, ein historisches Dokument übergeben: Zwei Studenten schreiben 1953 dem Nobelpreisträger Albert Einstein. Dieser antwortet prompt.
1953 beginnt ein nicht alltäglicher Briefwechsel zwischen den damaligen Studenten der Hochschule Esslingen Roland Becker und Roland von Kaler, die beide Maschinenbau im ersten Semester studieren. Sie schreiben an den Physiker und Nobelpreisträger Professor Albert Einstein, Princeton, New Jersey, um sich den Verbleib mechanischer Feder-Energie im Säurebad erklären zu lassen.
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Albert Einstein notiert seine Erklärung handschriftlich und auf Deutsch auf ihrem Original-Dokument und schickt diese an die beiden angehenden Ingenieure nach Esslingen zurück.
Der Brief mit den Notizen von Albert Einstein ist seit 1954 im Besitz der Hochschule Esslingen – die beiden Studenten haben ihn ihrer Alma Mater gestiftet. Das Original liegt seitdem im Tresor der Hochschule. Eine Kopie davon befindet sich in der Jewish National & University Library in Jerusalem.
Perspektivisch online veröffentlichen
Jetzt hat Kanzlerin Heike Lindenschmid das historische Dokument im Namen der Hochschulleitung an das Staatsarchiv Ludwigsburg übergeben, um es für die Öffentlichkeit leichter zugänglich zu machen. „Der Einstein-Brief ist jetzt in guten Händen“, sagt Heike Lindenschmid bei der Übergabe an die stellvertretende Abteilungsleiterin des Staatsarchivs, Dr. Elke Koch.
„Der Brief erhält eine eindeutige Signatur (EL 262 I Bü 856) und ist damit jederzeit auffindbar. Zudem wird er konservierend und archivgerecht aufbewahrt. Wir möchten den Brief gerne perspektivisch online veröffentlichen“, erläutert Dr. Elke Koch.
Der Briefwechsel lautet wie folgt:
„Eßlingen, den 20.XII.53.
Sehr geehrter Herr Prof. Einstein!
Sie werden es wohl gewohnt sein, viele Zuschriften zu erhalten und wir können es uns vorstellen, daß Sie oft mit ziemlich wichtigen Angelegenheiten belangt werden. Jedoch glauben wir, daß unsere Frage einige Berechtigung hat. Als Studenten der „Staatl. Ing. Schule Esslingen“ im I. Semester haben wir uns über das „Gesetz von der Erhaltung der Energie“ schon oft den Kopf zerbrochen. (Anmerkung: Hier ist eine Feder-Skizze eingefügt). Diese Feder sei mit einer Kraft X gespannt. Wenn wir diese gespannte Feder in einer Säure auflösen, wie tritt dann die in der Feder aufgespeicherte Energie in Erscheinung? Wir selbst dachten an eine Temperaturveränderung der Säure.
Verehrter Herr Professor, wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns diese Frage mit einigen kurzen Worten beantworten könnten. Sie können sich wohl vorstellen, daß wir Ihre Antwort mit Spannung erwarten.
Mit freundlichen Grüßen Ihr
Roland Becker
Roland v. Kaler
Unsere Adresse:
Roland Becker und Roland v. Kaler
Staatl. Ingenieurschule Eßlingen a. N. Deutschland“
Die Antwort von Albert Einstein:
„Wenn Sie die gespannte Feder auflösen in einer nach außen adiabatisch abgeschlossenen Flüssigkeit, so ist der Endzustand völlig bestimmt durch die End-Temperatur, aber auch durch die End-Energie. Diese muss aber nach dem Energieprinzip gleich sein der Gesamt-Energie vor der Auflösung. Diese ist größer, wenn die Feder elastisch gespannt ist. Also ist auch die End-Energie (d.h. auch die End-Temperatur) größer, wenn die Anfangsbedingungen sonst identisch sind. Diese Überlegung setzt das Energieprinzip als richtig voraus. Das Resultat aus Kenntnissen über die Einzelprozesse (ohne Energieprinzip) zu erschließen, dürfte aber wohl kaum einem in glaubhafter Weise gelingen.
E.“