Historische Ortsansichten

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Historische Ortsansichten: Kloster Gorheim (Landkreis Sigmaringen), Ansicht um 1769

Plan der Klosteranlage Gorheim mit umliegenden Besitzungen, um 1769 (Signatur: Staatsarchiv Sigmaringen FAS DS 1 T 1-5 R 75,308)
Plan der Klosteranlage mit umliegenden Besitzungen (Signatur: Staatsarchiv Sigmaringen FAS DS 1 T 1-5 R 75,308)

Geschichtlicher Hintergrund

Im Jahre 1303 soll das Kloster Gorheim angeblich von den beiden Frauen Klara und Lugg Müller bei der dortigen Michaeliskapelle gegründet worden sein. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt 1347. Die ursprüngliche Beginengemeinschaft nimmt bald die Regel des dritten Ordens des heiligen Franziskus an. Das Terziarinnenkloster gehört kirchlich zunächst zur Pfarrei Laiz, ab 1765 zur Pfarrei Sigmaringen. Die Vogtei über das wenig begüterte Gotteshaus übt der Inhaber der Grafschaft Sigmaringen aus.
1782 wird das Kloster im Rahmen der österreichischen Kirchenreformen Kaiser Joseps II. säkularisiert. Das Kloster dient fortan als Institut zur Versorgung von ehemaligen Klosterfrauen. Von 1807 bis 1849 wird das Gebäude für militärische Zwecke genutzt. Jesuiten gründen 1852 in Gorheim eine Niederlassung, die aber bereits 1872 aufgrund der Jesuitengesetze aufgegeben werden muss. 1890 hält klösterliches Leben durch Franziskanerpatres erneut Einzug in Gorheim. Im Jahr 2000 verlassen die letzten Patres Gorheim.

Seit 2009 sind neben dem Bildungszentrum Sigmaringen des Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg , der Pfarrei Herz Jesu Gorheim und einer Religionspädagogischen Medienstelle das Dekanat Sigmaringen-Meßkirch, die Verrechnungsstelle für katholische Kirchengemeinden Sigmaringen und eine Außenstelle des Erzbischöflichen Archivs Freiburg im Gebäudekomplex Kloster Gorheim beheimatet.

 

Besonderheiten

Anlass für die Entstehung des Planes, dessen Zeichner nicht genannt wird, ist eine der zahlreichen Streitigkeiten zwischen dem Kloster Gorheim und der Stadt Sigmaringen. Seit 1754 führten die beiden Parteien ein Prozess vor der Fürstlich Hohenzollerischen Hofkanzlei wegen verschiedener strittiger Punkte. Ein weiterer Streitpunkt kam 1767 wegen der - nach Ansicht der Stadt Sigmaringen - unrechtmäßigen Errichtung eines Waschhauses durch das Kloster Gorheim über dem Gorheimer Bach hinzu. Der Prozess mündete 1769 in einer gütlichen Einigung, die zwar das Waschhaus des Klosters bestehen lässt, in den übrigen Punkten aber überwiegend den Forderungen der Stadt nachkommt.

Der Plan zeigt den baulichen Zustand der Klosteranlage in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1683 wurde das durch den Dreißigjährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogene Klostergebäude abgerissen. Mit dem Neubau ("die sogenannte Klausen" siehe Nr. 5) etwas unterhalb des früheren Gebäudes wurde der Sigmaringer Maurermeister Hans Dürrheimer beauftragt, der die Pläne des Schweizer Terziarbruders Illuminatus Roth verwirklichte. 1688 wurde die Kirche vollendet (siehe Nr. 4) und 1724 schließlich der Gastflügel ("der Neubau" siehe Nr. 6) im Südosten des Gebäudekomplexes errichtet. Unterhalb des Klosters befand sich das Beichtigerhaus, unterhalb von diesem die Quelle des Gorheimer Baches ("die Bach-Mutter", siehe Nr. 26) und der Gorheimer Bach (siehe Nr. 29), die städtisches Eigentum waren. Dabei standen ebenfalls auf städtischem Grund und Boden die Ölmühle und Gerberwalke (siehe Nr. 27) sowie die Färberwalke (siehe Nr. 28). Direkt über dem Bach schließlich war das umstrittene Waschhaus (siehe Nr. 24) errichtet worden. Die meisten Gebäude und Grundstücke sind mit Zahlen versehen, die in der Legende erläutert werden. Die zur Stadt gehörigen Gebäude und Grundstücke sind durch schwarze Nummern gekennzeichnet, die des Klosters durch rote Nummern. Der Gorheimer Bach ist mit einer Schwarzen Zahl (Nr. 29) und roten Pfeilen versehen, die wohl auf ein Wassernutzungsrecht des Klosters hinweisen.

 

Literatur

  • Maren Kuhn-Rehfus/Werner Kuhn: Gorheim. In: Werner Kuhn (Hg.): Sigmaringen. 2. Auflage Sigmaringen 2003, S. 197-200.
  • Andreas Zekorn: Das Kloster Gorheim (Sigmaringen). In: Edwin Ernst Weber (Hg.): Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart. Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen Bd. 9. Lindenberg 2005, S. 463-499.