Von der Universität in den Archivdienst
Die Archive stehen vor großen Aufgaben: Zu den Dokumenten auf Papier kommen auch immer mehr elektronische Akten, und auch der Klimawandel erfordert neue Sicherungssysteme. Die künftigen Archivarinnen und Archivare lernen deshalb früh, lösungs- und zukunftsorientiert zu arbeiten.
Am 1. Mai hat für acht Referendarinnen und Referendare die Ausbildung für den höheren Archivdienst im Landesarchiv Baden-Württemberg begonnen. Während der berufspraktischen Studien durchlaufen sie acht Monate lang alle Arbeitsbereiche des Hauptstaatsarchivs Stuttgart und lernen die übrigen Abteilungen des Landesarchivs und weitere öffentliche Archive kennen – und auch einige Ministerien und Landesbehörden, deren Akten im Landesarchiv für künftige Generationen gesichert werden. Danach geht es für ein Jahr an die Archivschule Marburg. Nach einer wissenschaftlichen Arbeit und der archivarischen Staatsprüfung im April 2026 machen sie ihren Abschluss als Archivassessorin oder Archivassessor.
Bereits in den ersten Wochen werden die vielen Facetten dieses Berufsfelds deutlich: Archivarinnen und Archivare müssen alte Schriften entziffern und Wappen erkennen, deshalb spielen die klassischen historischen Hilfswissenschaften wie Paläografie und Heraldik eine wichtige Rolle. Zugleich machen sie sich mit den neuesten Entwicklungen in der Informationstechnologie vertraut, denn diese ist für die Archive unverzichtbar. Auch Personalführung, Organisationmanagement, Recht und Verwaltung werden im Rahmen der Ausbildung vermittelt.
Die Entscheidung für das Landesarchiv Baden-Württemberg fiel den Referendarinnen und Referendaren leicht: In vielen Bereichen nimmt es eine Vorreiterrolle ein. So ist es maßgeblich an der Entwicklung des Digitalen Magazins DIMAG und der deutschlandweiten Online-Findmittel-Plattform Archivportal-D beteiligt. Auch das landeskundliche Informationssystem LEO-BW ist hier angesiedelt. Spannend finden sie auch, die Planung, Vorbereitung und Umsetzung von Kulturveranstaltungen und Ausstellungen im Hauptstaatsarchiv Stuttgart zu begleiten.
Ihre Faszination für das Archivwesen sei während des Geschichtsstudiums geweckt worden, erzählen die ehemaligen Studierenden aus Tübingen, Stuttgart, Heidelberg, Bonn oder Köln. Mal waren es die Lehrveranstaltungen bei Archivarinnen und Archivaren oder Seminare mit direktem Archivbezug, mal praktische Erfahrungen in unterschiedlichen Archiven. Fast alle schlossen eine Promotion an ihr Studium an und widmen sich nun der Archivwissenschaft.
Das Referendariat des 59. Lehrgangs fällt in eine Umbruchphase. Die Digitalisierung spielt eine zentrale Rolle, vor allem die Frage, wie die immer größer werdenden Datenmengen bewältigt werden können. Dabei geht es nicht nur das klassische analoge Archivgut auf Papier, sondern zunehmend auch um digital entstandene Unterlagen – etwa durch die Einführung der elektronischen Akte. Dafür werden auch weitere Datenspeicher und Magazinflächen benötigt. Zudem sollten die Archivgebäude mit Blick auf den Klimawandel geplant beziehungsweise umstrukturiert werden, um die einmaligen Kulturgüter für künftige Generationen zu sichern.