Namibia-Initiative: Auftakt der zweiten Projektphase für das Landesarchiv und das namibische Nationalarchiv
Seit 2018 beteiligt sich das Landesarchiv Baden-Württemberg mit mehreren Vorhaben an der Namibia-Initiative des Landes. Ziel des in Kooperation mit dem namibischen Nationalarchiv in Windhoek durchgeführten Projekts ist der Erhalt und die Zugänglichmachung archivischer Quellen aus der deutschen Kolonialzeit (1884–1915).
Die erste Phase der Zusammenarbeit, die im Jahr 2023 erfolgreich abgeschlossen wurde, fokussierte auf den Austausch und Know-how-Transfer im Bereich der Bestanderhaltung. Mit dem Aufbau einer Restaurierungswerkstatt und der Schulung mehrerer Mitarbeitender wurden professionelle Strukturen für die Bestandserhaltung im namibischen Nationalarchiv geschaffen. Zudem ist die fachgerechte Aufbewahrung der Unterlagen aus der deutschen Kolonialzeit durch die Zurverfügungstellung von Verpackungsmaterialien ermöglicht worden.
Mit der weiteren finanziellen Unterstützung des Landes Baden-Württemberg begann im vergangenen Jahr die zweite Kooperationsphase. Die Intention des Vorhabens ist einerseits die Nachhaltigkeit der Maßnahmen im Bereich der Bestandserhaltung und andererseits die Unterstützung der namibischen Kolleginnen und Kollegen bei der Überarbeitung, Übersetzung und Veröffentlichung der bislang lediglich auf Deutsch vorliegenden Findmittel zu den Beständen der deutschen Kolonialverwaltung. Um den Projektablauf der nächsten zwei Jahre gemeinsam mit den namibischen Archivarinnen und Archivaren zu entwickeln, besuchte eine Arbeitsgruppe des Landesarchivs das Nationalarchiv in Windhoek im Oktober und November.
Im Rahmen des zweiwöchigen Aufenthalts wurde vertieft im Bereich der Kartenrestaurierung und der Verpackung zusammengearbeitet. Neben einem regen Austausch zu den Themen Überlieferungsbildung und Digitalisierung konzentrierte sich die Diskussion auf die notwendige Einführung eines neuen Archivinformationssystems, die jedoch nicht ohne weitere finanziellen und technischen Aufwand zu bewältigen ist. Auch in diesem Bereich soll auf die Expertise und Unterstützung des Landesarchivs zurückgegriffen werden.
Ein weiterer Schwerpunkt des Besuchs lag schließlich in der Vernetzung mit namibischen Bildungs- und Kultureinrichtungen. Dazu zählten die Universität von Namibia, die Namibische Universität für Wissenschaft und Technologie, die Namibische Wissenschaftliche Gesellschaft, das Unabhängigkeits-Gedenkmuseum und das Stadtmuseum Windhoek. Einen Blick in die Registratur des Ministry of Education, Arts and Culture, dem das Nationalarchiv untersteht, durften die deutschen Gäste ebenfalls werfen. Dort konnten sie mehr über die Bewertungs- und Aussonderungsprozesse in Namibia erfahren, die sich stärker am britischen Modell ausrichten.