Das weitere Schicksal Waldecks und seiner Familie
Florian Waldeck konnte seine Anwaltspraxis zunächst weiterführen. Die Arbeitsmöglichkeiten wurden jedoch zusehends eingeschränkt. Seit Ende 1935 durften jüdische Anwälte nicht mehr als Pflichtverteidiger und Konkursverwalter tätig sein und ab Dezember 1938 als sogenannte Rechtskonsulenten nur noch jüdische Mandanten beraten.
Waldecks Ehefrau wird von der NS-Presse attackiert
Während sich die Arbeitsmöglichkeiten für ihren Mann zusehends verschlechterten, wurde Bertel Waldeck von der NS-Presse übel verleumdet und mit der Einweisung in das Konzentrationslager Kislau (bei Bruchsal) bedroht:
Aus unserer schwarzen Mappe
Die katholische Ehefrau Bertel, des jüdischen Rechtsanwalts Florian Waldeck schlechtere Ehehälfte, kann es nicht lassen, auf die neue Regierung zu schimpfen und unverantwortlich zu stänkern. So verbreitet diese Dame seit neuestem das Märchen von dem vergifteten "Judenliebchen" aufgrund unserer berechtigten Anprangerungen. Nach unseren Informationen handelt es sich bei diesem Selbstmord um eine Liebestragödie, deren Opfer dazu noch Mischling war - also gar keine Veranlassung hatte, sich vor einer Anprangerung zu fürchten. Ihnen, Frau Bertel, aber wollen wir raten, in Zukunft die Lästerklappe schön geschlossen zu hatten - andernfalls wir Ihnen Gelegenheit geben müßten, Ihre staatsfeindlichen "Vorträge" in der Frauen-Abteilung in Kislau zu popularisieren. Sie, die "deutsche" Frau eines jüdischen Rechtsanwalts, der noch das Glück hat, seine Praxis ausüben zu dürfen, hätten allen Grund, sich recht hübsch im Hintergrund zu halten. (Hakenkreuzbanner, 31. August 1933)
Emigration nach Belgien - Tod von Mutter und Schwester
Im Jahre 1939 emigrierte Waldeck nach Belgien, wo er, zunächst mit Sprachunterricht seinen Lebensunterhalt bestreitend, mit seiner Frau "untertauchen" mußte.
Waldecks Mutter und Schwester nahmen sich im Jahre 1942 angesichts der bevorstehenden Deportation das Leben.
Waldecks Bilanz
In seinen kurzen Lebenserinnerungen gedachte Waldeck rückblickend der schweren Verfolgungen:
Die Dämonen haben mein Leben nicht verschont. Das Herz pocht, wenn ich an sie denke und an ihre Opfer. Aber der tiefste Schmerz muß im Menschenherz verschlossen bleiben. Das Glück echter Freundschaft ist mir in diesen Zeiten reich zuteil geworden.