Kapitel 2: Fürsten, Grafen und Herren
Besonders reizvoll sind die Reitersiegel, die den Siegelinhaber in voller Rüstung reitend zeigen. Vor allem beim niederen Adel waren Siegel mit dem Familienwappen (also Wappensiegel) beliebt, die gegen Ende des Mittelalters zum dominierenden Typ des Adelssiegels wurden.
Manchmal recht witzig sind die redenden Bilder auf Siegeln, die den Adelsnamen bildlich umsetzen und deuten. Zum Beispiel führte der Graf von Löwenstein einen auf einem Vierberg stehenden Löwen.
Reitersiegel Herzog Heinrichs von Schwaben
Das Siegel zeigt Herzog Heinrich von Schwaben (Herzog 1217-1235, seit 1222 auch König) in voller Montur (Rüstung, Helm, Schild) reitend. In der Rechten hält er eine Fahnenlanze, in der linken den Schild. Schild und die dreizipfelige Fahne sind mit dem Wappen des schwäbischen Herzogtums versehen. Dieses besteht aus drei übereinander schreitenden Löwen. Die Darstellung des Pferdes enthält viele Details: Maul, Nüstern und Augen, Mähne, Sattel und Zügel sind gut erkennbar.
Reitersiegel Graf Ulrichs III. von Württemberg
Graf Ulrich III. von Württemberg (ca. 1290-1344) stellt sich als Reiter dar. Auf einem galoppierenden Pferd sitzend, trägt er eine Ritterrüstung. Der Topfhelm verbirgt sein Gesicht. Nur der Schild, den er mit der Linken hält, verrät etwas über die Identität des Ritters. Er zeigt drei übereinander angeordnete Hirschstangen, das Wappen des Hauses Württemberg. Über dem Topfhelm und über dem Kopf des Pferdes befindet sich ein Horn, eine typische Helmzier im württembergischen Wappen. In der Rechten hält Ulrich ein erhobenes Schwert, er ist im Kampf. Die Darstellung ist detailreich und fein. Bei genauem Hinschauen erkennt man das Kettenhemd am rechten Arm des Ritters. Maul und Ohren des Pferdes sind gut zu erkennen, ebenso die Pferdedecke, die
unter und hinter dem Tier flattert. Auch
Zügel sind angedeutet.
Bei genauem Hinschauen erkennt man das Kettenhemd am rechten Arm des Ritters. Maul und Ohren des Pferdes sind gut zu erkennen, ebenso die Pferdedecke, die unter und hinter dem Tier flattert. Auch Zügel sind angedeutet.
Siegel des Grafen Gottfried III. von Löwenstein
Graf Gottfried III. von Löwenstein (reg. 1252-1282) benutzt ein redendes Bild auf seinem Siegel. Es zeigt auf einem Schild einen stehenden Löwen, dessen Pranken auf einem Vierberg (= vier kleine Hügel) ruhen. Der Berg drückt den Wortbestandteil Stein aus. So ist der Stammsitz Löwenstein als Bild versinnbildlicht. Die Darstellung ist genau, die Mähne, das Maul und die Beine des stehenden Tieres sind mit Details gut erkennbar. Die Körperhaltung des Tieres ist realistisch getroffen, der geschwungene Schwanz wirkt dagegen unnatürlich. Die Fläche zwischen Schild und Siegelschrift ist kunstvoll verziert. Das Siegel ist auch im Original am rechten oberen Rand beschädigt.