Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg
Bereits wenige Jahre nach dem Tod des letzten Wertheimer Grafen gelangen dem Katholizismus erste gegenreformatorische Erfolge, auch wenn die Erben der Grafschaft, die Grafen Ludwig von Stolberg-Königstein und Ludwig III. von Löwenstein als überzeugte Protestanten diese nach Kräften zu verhindern suchten. 1561 konnte der Abt von Fulda die Rückgabe der Propstei Holzkirchen veranlassen. Allerdings blieb das Patronat über die Klosterpfarreien bei der Grafschaft Wertheim. Im Kloster Bronnbach wurde 1572 die katholische Messe wieder eingeführt.
Nach dem Tode Graf Ludwigs von Stolberg-Königstein 1574 verschärfte sich die Konflikt mit dem Bischof von Würzburg. Die Würzburger Fehde brachte für die Grafen von Löwenstein-Wertheim den Verlust von vier Ämtern. Für die Untertanen bedeutete der Wechsel des Landesherrn auch den Wechsel der Konfession. Und nach rund einhundert Jahren andauernden Streitigkeiten zwischen den Grafen von Löwenstein-Wertheim einerseits und dem Kloster Bronnbach sowie dem Bischof von Würzburg andererseits um die drei Dörfer Reicholzheim, Nassig und Dörlesberg (Drei-Dörfer-Streit) fielen auch diese 1673 fast vollständig an das Kloster.
Mit dem Übertritt des Grafen Johann Dietrich zum Katholizismus wurden die Glaubenskämpfe in die Grafenfamilie hineingetragen. Bis 1631 hielt sich Johann Dietrich noch vornehmlich in der Grafschaft Rochefort auf. Dann kehrte er nach Wertheim zurück und versuchte, die Alleinherrschaft in der Grafschaft an sich zu reißen und diese wieder dem katholischen Glauben zuzuführen. Nicht ohne Erfolg: Am 24. Juli 1631 wurde im Chor der Stiftskirche die erste katholische Messe gefeiert. Allerdings überschlugen sich in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges die Ereignisse. Rund ein Jahr später kamen die Schweden. Graf Johann Dietrich musste fliehen und im Kloster Bronnbach kam es zu einem regelrechten Bildersturm. Nach dem Abzug der Schweden und der Flucht seiner Brüder versuchte wiederum Graf Johann Dietrich, die alleinige Macht zu behaupten, konnte sich aber nicht durchsetzen. Bereits 1635 wurden seine Brüder in den Prager Frieden aufgenommen und kehrten ungehindert zurück. Es blieb bei der gemeinschaftlichen Regierung der Grafschaft Wertheim durch die beiden Linien Löwenstein-Wertheim-Rochefort und Löwenstein-Wertheim-Virneburg. Ab 1651 wurde die Stiftskirche für fast zwei Jahrhunderte sowohl von evangelischen als auch katholischen Gläubigen zu Gottesdiensten genutzt.
Weiterführende Literatur:
- Wehner, Thomas: Wertheim, in: Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, Bd. IV, Münster 1992, hg. v. Anton Schindling/Walter Ziegler, S. 214-232.
- Rößler, Hellmuth, Graf Johann Dietrich von Löwenstein, in Wertheimer Jahrbuch 1953, S. 27-42.
- Veith, Paul A.: Kirchengeschichte Löwensteins, in: Dähn, Karl-Heinz (Red.): 700 Jahre Stadt Löwenstein, Löwenstein 1987, S. 295-310.