IV. Das junge Paar: Eberhard und Barbara am Uracher Hof
Der Alltag am Uracher Hof gestaltete sich für Barbara Gonzaga, nun Gräfin von Württemberg-Urach, in ganz neuer Weise: Nachdem ihr Bruder mit seinen Begleitern die Rückreise nach Mantua angetreten hatte, war sie in ihrem fremden Umfeld zunächst auf sich und ihre wenigen verbliebenen Bediensteten gestellt. Doch passte sich Barbara der Situation offenbar schnell an, zumal sie mit ihrem Mann Eberhard ein inniges Verhältnis verband – auch wenn die sprachlichen Schwierigkeiten noch durch Dolmetscher überwunden werden mussten. Eberhard allerdings zog bald in den Krieg, und Barbara wartete auf seine Rückkehr und Neuigkeiten, die sie wiederum an ihre Familie in Mantua weitervermittelte. Ihre brieflichen Kontakte waren sehr intensiv und lassen auch Barbaras persönliches Befinden erfahren: Sie war bald schwanger, doch ihre kleine Tochter verstarb bereits nach wenigen Monaten wieder. Weitere Kinder sollten ihr nicht mehr beschieden sein, was sie und ihr Verhältnis zu Eberhard zusehends belastete. Eberhards politische Aktionen trugen jetzt reiche Früchte: Er baute seine Residenzstadt Urach mächtig aus, er ließ die Amanduskirche zur Stiftskirche erheben, eine Papiermühle und Druckerei in Urach errichten und gründete zeitgleich in Tübingen eine Universität. Bildung und Literatur kamen zu neuer Blüte, die auch von Barbara und ihrer Familie gefördert wurde.
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Ansicht von Urach
[Um 1616], Tübingen
Aquarell auf Papier, 20,1 x 32 cm
Landesmuseum Württemberg Stuttgart, Inv. Nr. 1936-180
Die Stadtansicht von Urach mit der darüber gelegenen Festung Hohenurach findet sich im Stammbuch des Prinzen Johann Wilhelm von Sachsen-Altenburg und bietet einen zeitnahen detaillierten Eindruck von der Residenzstadt Eberhards und Barbaras. Die Stadt an der Erms wird überragt vom Turm der Amanduskirche, der von Eberhard damals in den Ausmaßen der Stuttgarter Stiftskirche errichtet wurde. Der sich anschließende mächtige Fachwerkbau gehörte zum Mönchshof, wo die "Brüder vom gemeinsamen Leben" wohnten, die Eberhard 1477 nach Urach rufen ließ. Auf der anderen Seite der Stiftskirche ist das herrschaftliche Residenzschloss der Grafen zu erkennen, das Eberhard ebenfalls mächtig ausbauen und umgestalten ließ.