VII. Keine sanfte Ruhe: Barbara Gonzaga im Dominikanerinnenkloster Kirchheim
Am 30. Mai 1503 verstarb Barbara Gonzaga, geborene Markgräfin von Mantua, Herzogin-Witwe von Württemberg, in Böblingen. Von ihren Todesumständen ist nichts Genaueres bekannt; in ihrem letzten Lebensjahr war es sehr ruhig um sie geworden. Barbara hatte sich als ihre letzte Ruhestätte das Dominikanerinnenkloster in Kirchheim unter Teck gewählt, nicht das Grab an der Seite ihres Mannes Eberhard im Stift Einsiedel. Bei den Kirchheimer Nonnen, die sie in ihren Reformbemühungen so unterstützt hatte und mit denen sie gemeinsam ihre Andacht pflegte, wurde sie in der Klosterkirche bestattet. Barbara hatte sowohl mit frommen Stiftungen in Kirchheim wie etwa auch in der Stiftskirche ihrer frühen Residenz Urach für ihr Seelenheil und Gebetsgedenken gesorgt und konnte die Pflege ihrer Memoria in guten Händen wissen. Freilich hatte sie keine leiblichen Nachkommen, die sich darum kümmern konnten, und schon schnell entbrannte der Streit um ihr reiches Erbe zwischen ihrer Familie in Mantua und dem Herzog Ulrich von Württemberg. Dieser wollte nicht einmal den Grabstein für Barbara finanzieren und ließ ihre wertvollen Kleinodien, Gold- und Silberschmuck zur Auszahlung seiner Erbschulden einsetzen. Auch von Barbaras Grab in Kirchheim ist kaum etwas geblieben: Nach der Reformation und der Aufhebung des Kirchheimer Dominikanerinnenklosters sind Kirche und Klostergebäude nach und nach verschwunden. Nur einzelne archäologische Beobachtungen und Funde vom ehemaligen Klosterareal zeugen noch von der einstigen gehobenen Ausstattung des Klosters und der Grablege der Barbara Gonzaga.
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Kollektar des Dominikanerinnenklosters Kirchheim
[Nach 1478]
Illuminierte Pergamenthandschrift, 144 Bl., 34,0 x 25,0 cm
Stift St. Paul im Lavanttal Cod. 62/1
Ausgestellt: Reproduktion
Das prächtig ausgestattete "Chorbuch" aus Kirchheim umfasst die "collectae", Gebete und Verse, welche von der Priorin des Klosters entsprechend des liturgischen Kalenders zu sprechen waren. Es wird mit der Nonne Magdalena Kremer in Zusammenhang gebracht, welche um 1490 auch die Klosterchronik Kirchheims verfasste. Magdalena Kremer war unter anderem Küsterin, Schreiberin und Sängerin und wurde 1495 Priorin in Kirchheim. Nach der Reformation und der Aufhebung des Klosters wurde die Handschrift von den letzten Kirchheimer Nonnen um 1567 zunächst nach Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar mitgenommen; sie gelangte dann über das Kloster St. Blasien in die Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal nach Kärnten. Über das Kollektar hinaus sind nur vereinzelte Zeugnisse aus dem Skriptorium und der Bibliothek des Dominikanerinnenkonvents bekannt und erhalten.