Weidestäbchen zeugen noch heute von einer besonders grausamen Tat
Man schreibt das Jahr 1605. Ein Jahr, in dem in Frickenhofen in der Nähe von Gschwend (Ostalbkreis) ein grausamer Mord begangen wird. Kein lauter Pistolenknall lässt die Menschen in der Nacht in ihren Betten erschrecken. Kein hinterlistig gelegtes Feuer scheucht die Frickenhofener auf der rauen Ostalb ins Freie. Die Tat geschieht heimlich und leise - und sorgt wegen ihrer Grausamkeit auch Jahrhunderte danach noch für erschrockene Gesichter. Georg Berger durfte nicht schnell sterben. Sein Sterben muss sich über Stunden hingezogen haben.
Die Mordwaffe? Man weiß es nicht genau. Ein Ausweidemesser wird vermutet. Fest steht aber: "Der Mann wurde zu Tode gequält", ist sich Landeshistoriker Dr. Martin Häussermann sicher. Sechs Wunden - vermerkt auf einem Zettel - belegen den qualvollen Tod des Georg Bergers. Das "Verzaichnus" vom 15. Juli 1605 lässt die Grausamkeit der Mörder erahnen.
Sechs Wunden hat man dem historischen Schriftstück zufolge am Ermordeten festgestellt: "Ain Wunden an der Stirnen eines Fingers lang" - also eine etwa fünf bis zehn Zentimeter lange Wunde an der Stirn. "Ain Stich am Hals, eines guten Fingers dieff und die Gurgel abgestochen" - also ein tiefer Einstich direkt am Hals. Weitere Stiche sind vermerkt - unter anderem "oberm Nabel, zwee zween Finger prait" und "uff der linckhen Seitten, das das Därm außgehangen". "Hautt und Haar" wurden dem Opfer weggeschnitten und in aller Grausamkeit haben die Mörder Georg Bergers ihm auch noch "das ober Lefaz entzweigeschlagen" - sprich die Lippen getrennt. Doch das Schriftstück ist nicht das Einzige, was sich zum Fall Georg Berger im Staatsarchiv findet. Weidenstäbchen - sorgsam zusammen gebunden mit einem Bindfaden und eingewickelt in ein Leinentüchlein - sind dem historischen Dokument beigefügt.
Sie dienten dem Gericht offenbar als Beweis für die Heftigkeit der Stiche, denn Fotografien gab es damals noch keine, auch die Leiche legte man den Richtern nicht vor.
Die Stäbchen und das Schriftstück haben die Jahrhunderte überdauert. Das Blut ist mittlerweile verwest und von der einst dunkelroten Farbe ist nichts geblieben. Weiß und pulverartig ist das Blut des Opfers, das heute noch an den Mordwerkzeugen klebt.
Der Artikel wurde am 30. April 2005 in der Ludwigsburger Kreiszeitung veröffentlicht. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der LKZ.
Akteneinsicht
Die Akte kann im Staatsarchiv Ludwigsburg unter der Signatur B 114 Bü 10197 bestellt und eingesehen werden. Der Lesesaal ist unter der Telefonnummer 07141/18-6337 erreichbar.